Welche KI-Tools sollte ich als Lehrkraft unbedingt kennen – und warum?

Lesezeit: 3 Minuten

Als ChatGPT im November 2022 in mein Leben trat, war ich überwältigt. 

Ich hatte Anfang der 2000er Jahre Texttechnologie studiert und mich mit annotierten Textmodellen beschäftigt – doch dieses LLM fühlte sich an wie Science-Fiction, die plötzlich Realität wurde. Die Zukunft war da, und ich mittendrin. Seit Stunde Null habe ich mich begeistert in die neuen Möglichkeiten gestürzt, Fortbildungen mit absurd vielen Teilnehmer:innen (700+!) besucht und schnell gemerkt: Hier entsteht etwas Großes. Ja, es gab Kritik – zu viel Stromverbrauch, Vorurteile in den Daten, ethische Bedenken – und ja, das stimmt alles. Aber eines ist klar: KI wird bleiben.  

Wer jetzt als Lehrkraft sagt: „Nein, brauche ich nicht, hatte ich noch nie!“, der oder die verpasst nicht nur die Chance, effizienter und professioneller zu arbeiten, sondern nimmt auch den Schüler:innen die Möglichkeit, den kritischen Umgang mit einem Tool zu lernen, das mächtiger ist, als wir es uns vielleicht wünschen. Und genau deshalb sollten wir es früh einführen – und sorgfältig hinterfragen.  

Aber wie nutzen wir KI-Tools mit Kindern, die offiziell erst ab 18 Jahren erlaubt sind?  

Nun, ähnlich wie bei Pornos ist auch hier die Prohibition eher Augenwischerei. Die Realität sieht so aus: Kinder nutzen KI – und das schon mit 11 oder 12 Jahren. Statt die Augen zu verschließen, sollten wir lieber sinnvolle Wege finden, sie dabei zu begleiten.  

Glücklicherweise gibt es datenschutzkonforme Alternativen, die speziell für den Bildungsbereich entwickelt wurden. Ein absoluter Geheimtipp ist die Plattform fobizz.com. Hier findet man eine ganze Palette von KI-Tools, die man als Lehrkraft bedenkenlos im Unterricht einsetzen kann. Von Bildgenerierung über Lehrassistenz bis hin zum Vokabeltrainer – hier ist für fast jedes Fach etwas dabei. Das Beste: Man kann die Tools für einen bestimmten Zeitraum freischalten und sogar die Prompts (also die Suchanfragen) und Ergebnisse der Schüler:innen einsehen. So wird KI-Nutzung zu begleitetem Lernen: gemeinsam diskutieren, hinterfragen, verbessern. Und das Ganze ist für Lehrkräfte bis zu einer bestimmten Nutzungsanzahl sogar kostenlos. Win-win!  

Mein persönlicher Favorit: fellofish.com (ehemals fiete.ai)  

Hinter diesem charmanten Namen verbirgt sich ein KI-basierter Korrekturassistent, entwickelt von Hendrik Haverkamp (Gymnasiallehrer) und Malte Hecht (Programmierer). Dieses Tool ist so gut, dass es bereits in einigen deutschen Bundesländern fester Bestandteil des Schulalltags ist.  

Mit fellofish kann man Aufgaben erstellen – entweder selbst oder aus Vorlagen –, Material hinzufügen und Feedbackkriterien festlegen. Die Schüler:innen können ihre Texte digital oder handschriftlich einreichen, und das Tool liefert detailliertes Feedback. Dieses Feedback kann sogar in einfacher Sprache oder in anderen Sprachen gegeben werden – und falls gewünscht, wird es auch vorgelesen.  

Als Lehrkraft für Deutsch und Englisch hat mich das Tool gerettet. Früher habe ich die Korrekturarbeit gefürchtet, weil sie so viel Zeit verschlang. Jetzt schreiben meine Schüler:innen zwei Texte pro Woche – in jeder Sprache! Ich kann die Korrektur einsehen, anpassen und entscheiden, ob Rechtschreib- und Grammatikkorrektur aktiviert sein sollen. Der Zugang ist super einfach: per QR-Code oder Link, ohne lästige Anmeldungen. Einziger Nachteil: Ab einer gewissen Nutzungsanzahl wird es kostenpflichtig. Aber hey, für mehr Zeit und weniger Stress ist mir das ein paar Euro wert.  

Last but not least: Die Lernbeschleuniger in MS Teams  

Wer seit Corona nicht weiß, wo der Mute-Button in MS Teams ist, hat viel versäumt. MS-Teams bietet aber auch KI-gestützte „Lernbeschleuniger“. Diese kleinen Helferlein sind echte Gamechanger!  

Unter „Aufgabe erstellen“ findet man vier Tools:  

1. Lesefortschritt: Hier können Schüler:innen Texte vorlesen, während die KI Intonation, Pausen und Aussprache analysiert. Perfekt für individuelles Üben!  

2. Vortragsfortschritt: Schüler:innen können ihre Referate vor der Kamera üben und Feedback erhalten. Ideal, um Lampenfieber zu reduzieren.  

3. Suchfortschritt: Unterstützt bei der Internetrecherche – weil Google manchmal einfach zu viel ist.  

4. Mathefortschritt: Hier kann man Übungsaufgaben generieren, differenzieren und den Fortschritt der Klasse nachverfolgen.  

Das Beste daran: Die meisten Schulen nutzen Teams bereits, und die Schüler:innen kennen die Plattform. Man kann die vorhandene Infrastruktur also optimal nutzen. 

Und was ist mit ChatGPT, DeepSeek & Co.?  

Natürlich kann (und sollte!) man als Lehrkraft auch die großen KI-Tools wie ChatGPT, DeepSeek oder Copilot nutzen – sei es für Unterrichtsplanung, Differenzierung oder die Erstellung von Arbeitsblättern. Aber Achtung: KI ist ein Werkzeug, kein Ersatz für pädagogisches Know-how. Die besten Ergebnisse erzielt man, wenn man die Vorschläge der KI mit der eigenen Erfahrung kombiniert – und vor allem die menschliche Seite nicht vergisst.  

Fazit:  

KI-Tools sind wie ein Schweizer Taschenmesser für Lehrkräfte: vielseitig, praktisch und manchmal ein bisschen überwältigend. Aber wer sich darauf einlässt, wird belohnt – mit mehr Zeit, besseren Ergebnissen und Schüler:innen, die lernen, kritisch und reflektiert mit Technologie umzugehen.

Franziska Haberler, Lehrerin an einer Mittelschule in Wien, Donaustadt

3 Kommentare
  1. JosefGary Fuchsbauer
    JosefGary Fuchsbauer sagte:

    Liebe Franziska, ich bin zwar knapp 68 und nicht mehr Lehrer, aber mir gefällt dein Beitrag, weil du positiv an die Sache herangehst, Mut machst und die Realität der Kinder und Jugendlichen (die, egal ob erlaubt oder verboten, immer mit den neuen Techniken hantieren) aufgreifst und in eine positive Richtung lenkst. Besonders fiel mir die Korrekturhilfe für Sprechlehrer:innen auf, weil die ja eine der zeitlich belastetsten Fachgruppen sind.

    Antworten
  2. Helmut Stemmer
    Helmut Stemmer sagte:

    sg Frau Haberler, ihre Einstellung finde ich super und deckt sich mit unseren Vorstellungen am Future Learning Lab Wien, einem Gemeinschaftsprojekt „meines“ Vereins mit der PH Wien.
    Ich lade sie gerne zu einem Gedankenaustausch zum Thema KI und Schule und ein erstes „Beschnuppern“ ans FLL ein.
    herzlichst Helmut Obmann

    Antworten

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