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Vollversammlung gegen Gewalt – über Wertschätzung und Zuneigung in der Schule

Lesezeit: 2 Minuten

Im Moment sind sowohl die Printmedien als auch der ORF voll von kritischen Texten, Interviews und Diskussionen zum Thema „Gewalt in der Schule“. Erst vor zwei Tagen habe ich eine Diskussion dazu mit unserem neuen Bildungsminister verfolgt und mich eigentlich sehr gewundert.  Es war unter anderem die Rede davon, dass wir neue und mehr Mittel der Handhabe brauchen, wie z.B. die Time-out-Klassen. Diese Möglichkeiten und Maßnahmen gibt es doch alle längst. In meinem Heimatort gibt es seit bestimmt schon 10 Jahren Time-out-Klassen, an unserer Schule haben wir Streitschlichter*innen, einen Auszeitraum, Betreuungslehrer*innen, Sozialarbeiter*innen, Teamteaching… Was nicht noch alles!? Nur gehören diese Möglichkeiten genutzt!

Ich möchte kurz erzählen von unseren Vollversammlungen an der Schule, die wir seit heuer einmal monatlich eingeführt haben. Da kommen alle Schüler*innen und Lehrer*innen (und manchmal auch Eltern) zusammen um einander Positives zu sagen. Die Direktorin bittet drei Schüler heraus um ihnen zu danken für ihre ausnehmende Freundlichkeit am Morgen: „Guten Morgen, Frau …“, „Darf ich Ihnen etwas abnehmen, Herr …“, „Moment, ich öffne Ihnen die Türe“… Eine Kollegin meldet sich ebenfalls und dankt den Kindern für ihr nettes und gutes Benehmen während der Zugfahrt nach Linz und in der Ausstellung. Ein Schüler tritt vor das Plenum und bedankt sich bei drei Mitschülern für ihre Freundschaft. Ein Mädchen dankt zwei  Lehrer*innen für den gelungenen Vormittag beim Charity-Lauf, usw. Es war – und ist es jedes Mal wieder – eine wunderschöne Erfahrung, dass wir, unsere kleine Schulgemeinschaft von ca. 150 Schüler*innen und etwa 25 Lehrer*innen, uns so schätzen. Ich gehe sehr gerne in unser Schulgebäude und freue mich immer wieder von Neuem auf den Tag mit meinen Schüler*innen und Kolleg*innen.

Ich möchte damit sagen, dass wir auch den Rahmen schaffen müssen, um Schule zu einem Ort zu machen, vor dem sich weder Lehrer*innen noch Schüler*innen fürchten müssen.

Natürlich gibt es Tage, die schwerer zu bewältigen sind, Schüler*innen, mit denen wir zu „kämpfen“ haben. (Allerdings haben auch die Schüler*innen mit uns Lehrer*innen oftmals zu kämpfen!) Doch je mehr wir auf den Einzelnen und dessen Bedürfnisse, Sorgen, Unzulänglichkeiten eingehen, mit aller Wertschätzung und Zuneigung, umso weniger wird es vorkommen, dass wir uns gegenseitig  böse sind oder Schlechtes wollen. Zieht sich die Wertschätzung einander vom Direktor/der Direktorin, über die Lehrer*innen und Schüler*innen durch bis zum Hausmeister/zur Hausmeisterin und dem Reinigungspersonal, so werden die Konflikte sich auf ein Minimum reduzieren. Stimmen dann auch noch Transparenz und Einigkeit untereinander, so kann schon nichts mehr schiefgehen.

Ich gehe – nach nunmehr fast 30 Dienstjahren – immer noch gerne in die Schule und finde täglich wunderbare junge Menschen mit tollen Begabungen und Fähigkeiten, die mich schätzen, die ich schätze, denen ich helfen darf, die offen sind für Neues und von denen auch ich immer wieder vieles lerne.

Ich glaube, die Diskussionen über Schule gibt es seit Maria Theresia! Nur heute wissen wir viel mehr über die Fähigkeiten des Gehirns in Bezug auf Lernen.

Wenn das Umfeld, die Motivation, die Emotion passen, dann sind wir zu hervorragenden Leistungen fähig!

Negative Gefühle blockieren uns.

Die Autorin ist Lehrerin an einer NMS in Oberösterreich.

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