Lesezeit: 3 Minuten

Als ChatGPT im November 2022 in mein Leben trat, war ich überwältigt. 

Ich hatte Anfang der 2000er Jahre Texttechnologie studiert und mich mit annotierten Textmodellen beschäftigt – doch dieses LLM fühlte sich an wie Science-Fiction, die plötzlich Realität wurde. Die Zukunft war da, und ich mittendrin. Seit Stunde Null habe ich mich begeistert in die neuen Möglichkeiten gestürzt, Fortbildungen mit absurd vielen Teilnehmer:innen (700+!) besucht und schnell gemerkt: Hier entsteht etwas Großes. Ja, es gab Kritik – zu viel Stromverbrauch, Vorurteile in den Daten, ethische Bedenken – und ja, das stimmt alles. Aber eines ist klar: KI wird bleiben.  

Wer jetzt als Lehrkraft sagt: „Nein, brauche ich nicht, hatte ich noch nie!“, der oder die verpasst nicht nur die Chance, effizienter und professioneller zu arbeiten, sondern nimmt auch den Schüler:innen die Möglichkeit, den kritischen Umgang mit einem Tool zu lernen, das mächtiger ist, als wir es uns vielleicht wünschen. Und genau deshalb sollten wir es früh einführen – und sorgfältig hinterfragen.  

Aber wie nutzen wir KI-Tools mit Kindern, die offiziell erst ab 18 Jahren erlaubt sind?  

Nun, ähnlich wie bei Pornos ist auch hier die Prohibition eher Augenwischerei. Die Realität sieht so aus: Kinder nutzen KI – und das schon mit 11 oder 12 Jahren. Statt die Augen zu verschließen, sollten wir lieber sinnvolle Wege finden, sie dabei zu begleiten.  

Glücklicherweise gibt es datenschutzkonforme Alternativen, die speziell für den Bildungsbereich entwickelt wurden. Ein absoluter Geheimtipp ist die Plattform fobizz.com. Hier findet man eine ganze Palette von KI-Tools, die man als Lehrkraft bedenkenlos im Unterricht einsetzen kann. Von Bildgenerierung über Lehrassistenz bis hin zum Vokabeltrainer – hier ist für fast jedes Fach etwas dabei. Das Beste: Man kann die Tools für einen bestimmten Zeitraum freischalten und sogar die Prompts (also die Suchanfragen) und Ergebnisse der Schüler:innen einsehen. So wird KI-Nutzung zu begleitetem Lernen: gemeinsam diskutieren, hinterfragen, verbessern. Und das Ganze ist für Lehrkräfte bis zu einer bestimmten Nutzungsanzahl sogar kostenlos. Win-win!  

Mein persönlicher Favorit: fellofish.com (ehemals fiete.ai)  

Hinter diesem charmanten Namen verbirgt sich ein KI-basierter Korrekturassistent, entwickelt von Hendrik Haverkamp (Gymnasiallehrer) und Malte Hecht (Programmierer). Dieses Tool ist so gut, dass es bereits in einigen deutschen Bundesländern fester Bestandteil des Schulalltags ist.  

Mit fellofish kann man Aufgaben erstellen – entweder selbst oder aus Vorlagen –, Material hinzufügen und Feedbackkriterien festlegen. Die Schüler:innen können ihre Texte digital oder handschriftlich einreichen, und das Tool liefert detailliertes Feedback. Dieses Feedback kann sogar in einfacher Sprache oder in anderen Sprachen gegeben werden – und falls gewünscht, wird es auch vorgelesen.  

Als Lehrkraft für Deutsch und Englisch hat mich das Tool gerettet. Früher habe ich die Korrekturarbeit gefürchtet, weil sie so viel Zeit verschlang. Jetzt schreiben meine Schüler:innen zwei Texte pro Woche – in jeder Sprache! Ich kann die Korrektur einsehen, anpassen und entscheiden, ob Rechtschreib- und Grammatikkorrektur aktiviert sein sollen. Der Zugang ist super einfach: per QR-Code oder Link, ohne lästige Anmeldungen. Einziger Nachteil: Ab einer gewissen Nutzungsanzahl wird es kostenpflichtig. Aber hey, für mehr Zeit und weniger Stress ist mir das ein paar Euro wert.  

Last but not least: Die Lernbeschleuniger in MS Teams  

Wer seit Corona nicht weiß, wo der Mute-Button in MS Teams ist, hat viel versäumt. MS-Teams bietet aber auch KI-gestützte „Lernbeschleuniger“. Diese kleinen Helferlein sind echte Gamechanger!  

Unter „Aufgabe erstellen“ findet man vier Tools:  

1. Lesefortschritt: Hier können Schüler:innen Texte vorlesen, während die KI Intonation, Pausen und Aussprache analysiert. Perfekt für individuelles Üben!  

2. Vortragsfortschritt: Schüler:innen können ihre Referate vor der Kamera üben und Feedback erhalten. Ideal, um Lampenfieber zu reduzieren.  

3. Suchfortschritt: Unterstützt bei der Internetrecherche – weil Google manchmal einfach zu viel ist.  

4. Mathefortschritt: Hier kann man Übungsaufgaben generieren, differenzieren und den Fortschritt der Klasse nachverfolgen.  

Das Beste daran: Die meisten Schulen nutzen Teams bereits, und die Schüler:innen kennen die Plattform. Man kann die vorhandene Infrastruktur also optimal nutzen. 

Und was ist mit ChatGPT, DeepSeek & Co.?  

Natürlich kann (und sollte!) man als Lehrkraft auch die großen KI-Tools wie ChatGPT, DeepSeek oder Copilot nutzen – sei es für Unterrichtsplanung, Differenzierung oder die Erstellung von Arbeitsblättern. Aber Achtung: KI ist ein Werkzeug, kein Ersatz für pädagogisches Know-how. Die besten Ergebnisse erzielt man, wenn man die Vorschläge der KI mit der eigenen Erfahrung kombiniert – und vor allem die menschliche Seite nicht vergisst.  

Fazit:  

KI-Tools sind wie ein Schweizer Taschenmesser für Lehrkräfte: vielseitig, praktisch und manchmal ein bisschen überwältigend. Aber wer sich darauf einlässt, wird belohnt – mit mehr Zeit, besseren Ergebnissen und Schüler:innen, die lernen, kritisch und reflektiert mit Technologie umzugehen.

Franziska Haberler, Lehrerin an einer Mittelschule in Wien, Donaustadt

Lesezeit: 4 Minuten

Ali, 11  

Ich nutze ChatGPT jede Woche 1–2 Mal, hauptsächlich für Informationen, zum Beispiel, wie ich etwas erklären kann, oder für gute Ideen zur Freizeit. Meiner Meinung nach ist ChatGPT manchmal sehr hilfreich, aber er kann auch falsche Informationen liefern. Das ist problematisch, weil man diesen oft glaubt, ohne sie zu hinterfragen. Ein weiteres Problem sehe ich beim Datenschutz, da ChatGPT unsere Daten speichert. Es ist nicht immer klar, wie diese genutzt werden.  

In der Schule hilft mir ChatGPT oft. Wenn ich eine Aufgabe nicht verstehe, erklärt er sie mir verständlich. Auch wenn ich jemanden brauche, der meine Antworten überprüft, ist ChatGPT hilfreich. Manchmal frage ich ihn nach Tipps, um mich in der Schule zu verbessern.  

Trotz der Vorteile sehe ich KI als Gefahr für die Zukunft. Viele Berufe könnten durch Programme ersetzt werden, was dazu führt, dass Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren und kein Geld mehr verdienen. Zwar bringt KI viele Erleichterungen, doch ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft sind ungewiss. Es ist wichtig, die Entwicklung kritisch zu betrachten, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu finden.  

Dania, 11  

ChatGPT ist eine KI, sozusagen ein KIGenerator. Man kann ChatGPT Fragen stellen oder um Hilfe bitten, und ChatGPT gibt dir dann sozusagen die Antworten. Man kann Audios, Fotos usw. schicken. Dahinter steckt kein Mensch, sondern, wie gesagt, ein Roboter. Er kann sehr viel, also die KI, und es ist eine Website, wo man mit ihm schreiben kann, aber auch eine App. Es macht eigentlich keinen Unterschied, außer dass man nicht extra googeln muss oder auf Safari gehen muss. Man muss sich anmelden, je nachdem, ob man schon ein Konto hat oder sich registrieren muss. Da passiert nichts, da ich es selbst schon mal gemacht habe. Und wenn man angemeldet ist, also sozusagen ein Konto hat, kann man Bilder aus der Galerie schicken. Es ist echt sehr cool, und ChatGPT schreibt dir/Ihnen die Antwort in wenigen Sekunden zurück. Ja, und wie gesagt, er schreibt sehr schnell zurück. Und wenn man mal etwas nicht versteht, also zum Beispiel Hausaufgaben, Wörter oder generell Hilfe benötigt, schreibt er dir/Ihnen schnell in Sekunden zurück. Da ich schon etwas Erfahrung gesammelt habe, kann ich ein bisschen etwas erzählen, und ich finde diese Website/App an sich sehr cool. Eine sehr coole App, ich empfehle sie weiter.  

Sophia, 11  

Zuerst braucht man ein Mobilgerät, auf dem man die KI benutzen kann. Danach muss man sich zum Beispiel ChatGPT herunterladen. Man kann mit der KI unzählige Sachen machen, wie neue Sprachen lernen oder sie kann dir alle Fragen beantworten, die du ihr stellst. Mir hat die KI schon sehr viele Fragen beantwortet, die ich mir seit langem gestellt habe, aber nirgendwo die Antwort bekam. Man fragt sich sicher, wie man so eine KI benutzt. Das ist gar nicht so kompliziert, wie man denkt. Sie können ihr einfach die Fragen stellen oder Anweisungen geben wie: „Schreibe mir einen Satz im Präteritum.“  

Mir persönlich hat die KI schon sehr viel geholfen, zum Beispiel beim Lernen für eine Schularbeit. Das Interagieren mit der KI ist sehr einfach und praktisch. Du kannst der KI auch einen Text geben und sagen: „Verkürze den Text um genau die Hälfte, doch in der Geschichte muss es weiterhin um dasselbe gehen.“  

Wenn es um die Kosten einer KI geht, fangen die Preise bei kostenlos an und gehen meistens in Richtung dreißig Euro. ChatGPT bietet fünf verschiedene Abomodelle an, aber je mehr man zahlt, desto mehr Funktionen bekommt man. Wenn man nicht so viel Geld hat, gibt es bei ChatGPT die PlusVersion für 19,40 Euro im Monat, wo man schon viele Funktionen hat.  

Wie gesagt, die KI bietet unzählige Funktionen, womit man im Alltag einfacher vorankommt. Würde mich jemand fragen, ob ich die KI weiterempfehlen würde, würde ich ohne zu zögern ja sagen.  

Radulov, 11  

Ich weiß, dass KI für künstliche Intelligenz steht. Bei ChatGPT kann man etwas fragen, wenn man etwas nicht versteht. Es wird von einem Bot beantwortet. ChatGPT kann man überall benutzen, sogar in der Schule. Die App ChatGPT steht für Chatbot. Aber ich benutze kein ChatGPT, weil meine Eltern mir helfen. Es kann, denke ich, alle Sprachen. Ich finde es cool, dass ChatGPT alles beantworten kann. ChatGPT wird von den USA entwickelt. Es funktioniert so: Wenn du ChatGPT öffnest, dann ist da ein Textfeld, wo du Fragen schreibst, die du nicht verstehst.  

Abdul, 12  

Wenn du KI verwenden möchtest, dann suchst du dir eine deiner Wahl aus. Zum Beispiel ist ChatGPT eine von diesen KIApps. Für die Nutzung von ChatGPT musst du die App herunterladen, um sie zu verwenden. Öffne die ChatGPTApp auf deinem Smartphone, Tablet oder Laptop. Man kann ChatGPT vieles fragen, was manche nicht wissen. Zum Beispiel, wenn man etwas nicht weiß, dann kann man ChatGPT das fragen. Weil KI viel schlauer als der Mensch ist und viel mehr weiß, als der Mensch es tut. Meine Erfahrung mit ChatGPT ist sehr gut. Ich verwende ChatGPT, wenn mir langweilig ist und wenn ich etwas nicht weiß. Ich verwende ChatGPT nicht sehr oft, aber auch nicht sehr wenig. Ich finde es toll, dass ChatGPT so viel weiß und dass man ChatGPT viele Fragen stellen kann. Wenn du zum Beispiel nicht weißt, wer etwas erfunden hat, dann kannst du das ChatGPT fragen. Zum Beispiel: Wer ist die reichste Person auf der Welt? Dann sagt ChatGPT zum Beispiel, er hat so viel Geld und sie hat so viel Geld. ChatGPT ist wirklich eine tolle App. Nicht nur das Beantworten, sie ist auch sehr nett und erklärt alles sehr gut. Ich würde es euch empfehlen.  

Tanja, 11  

Wir brauchen ein technisches Gerät, was gut funktioniert. Als Erstes musst du die App installieren. Dann wartest du so lange, bis sie heruntergeladen ist. Anschließend drückst du auf die App und auf „Chat“. Schließlich kannst du dort Aufgaben schreiben, und die KI zeigt dir die Lösung. Aber wenn ein ganz langer Text kommt, dann kannst du der Künstlichen Intelligenz schreiben, dass du den Text verkürzen willst. Aber wenn du den Text vermehren möchtest, dann schreib es der KI. Ich nutze es oft, weil es eine hilfreiche Künstliche Intelligenz ist, die sehr viel weiß. ChatGPT kann dir auch Aufgaben geben, wenn du die KI nett darum bittest. Du kannst es bei jedem Fach nutzen, wie Deutsch, Mathematik, Englisch und weitere Sprachen. Ich nutze es pro Woche zirka fünfmal, weil es einfach so cool ist, mit einer KI zu schreiben, die so schlau ist und einfach alles weiß. Ich würde es euch raten, die kostenlose Version zu nutzen, weil die nichts kostet. Und wenn man Geld hat, kann man auch die teurere Version kaufen, aber ich würde es euch nicht empfehlen. Es hilft mir bei den Hausaufgaben und wenn ich etwas nicht verstehe. Einmal habe ich sie etwas über Mathe gefragt, und die KI hat es mir sehr schnell gesagt.  

Die Autor:innen sind Schülerinnen und Schüler einer Wiener Mittelschule.

Lesezeit: 4 Minuten

Stellensuche

Die berufspraktischen Tage in der 4. Klasse stellen für viele Schüler*innen eine wesentliche Entscheidungsgrundlage dar, wohin es nach dem Mittelschulabschluss geht. Die Planung dafür beginnt bereits am Ende der 3. Klasse. Die Schüler*innen müssen sich eine Stelle suchen, wo sie vier Tage im darauffolgenden Schuljahr unentgeltlich arbeiten. Während dieser Zeit sind sie vom Unterricht freigestellt. 

Die Stellensuche verläuft dabei ganz unterschiedlich: Manche Schüler*innen wissen genau, welchen Beruf sie während der Tage ausprobieren wollen, andere eher weniger. Hilfreich ist bei der Suche wie so oft ein gutes Netzwerk – oftmals helfen die Eltern, der Onkel oder die Tante bei der Vermittlung. Schüler*innen, die erst seit kurzem in Wien sind, tun sich erfahrungsgemäß deutlich schwerer, einen Betrieb zu finden. Natürlich gibt es auch motivierte Schüler*innen, die selbst die Initiative ergreifen und beim Wunschbetrieb anrufen oder vorbei gehen und nachfragen. Ist ein Betrieb gefunden, wird ein Vertrag unterzeichnet.

Die Bandbreite der approbierten Berufe ist erfahrungsgemäß vielfältig: Vom Bankkaufmann zum Konditor, Zahnarzthelfer, Tischler zur Drogistin bis hin zur Kindergartenassistentin, Friseurin oder zum KFZ-Mechaniker, um einige der Berufe zu nennen. 

Vorbereitung

Vorab werden mit den Schüler*innen grundsätzliche Dinge besprochen. Dazu zählen beispielsweise das Auftreten, die Pausengestaltung, die Kleidungswahl – also welche Kleidung in einer Bank respektive einer KFZ-Werkstatt oder in einem Kindergarten erforderlich ist -, die Pünktlichkeit oder was im Falle einer Krankheit zu tun ist. Befindet sich die Stelle räumlich weiter weg bzw. nicht in der Nähe der Schule, ist die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes in der Vorbereitungsphase ein wesentlicher Punkt. Dabei lernen die Schüler*innen sich selbstständig in Wien zurecht zu finden und neue Wege zu erkunden, was für den weiteren Aus-/Bildungsverlauf von enormer Bedeutung ist. Auch die Arbeitszeiten, welche natürlich von den Unterrichtszeiten abweichen, werden besprochen.

Vorgesehen ist, dass den Schüler*innen vor Ort eine Betreuerin bzw. ein Betreuer zugeteilt ist. Diese Person ist die erste Ansprechpartnerin bzw. der erste Ansprechpartner bei Unklarheiten, Herausforderungen und Problemen. Im Vertrag muss diese Person extra ausgewiesen werden – leider wird dies in manchen Fällen ausgelassen und es ist nicht eindeutig klar, wer vor Ort zuständig ist.

Erfahrungen der Schüler*innen

Während der vier berufspraktischen Tage werden die Schüler*innen unserer Schule täglich ein Mal von einer Lehrperson besucht. Dabei wird nach dem Wohlergehen der Schüler*innen gefragt und Feedback von den Betreuer*innen eingeholt. 

Am aufregendsten ist für die meisten Schüler*innen der erste Arbeitstag. Oft wird berichtet, dass viele Schüler*innen überpünktlich am Arbeitsplatz erscheinen, aus Angst davor, den Weg nicht zu finden und in Folge zu spät zu kommen. 

Was die Schüler*innen während der vier Tage machen dürfen, hängt ganz vom gewählten Beruf und den dafür notwendigen Vorkenntnissen, dem eigenen Engagement sowie dem Einsatz der Betreuerin / des Betreuers ab. Dies kann das Schleifen einer Türe in der Tischlerei sein, das Spielen mit Kindern im Kindergarten, Zuschauen beim Anlegen einer Zahnspange beim Zahnarzt, das Wechseln von Autoreifen in einer KFZ-Werkstätte oder das Abheben und Einzahlen von Geld in einer Bank sein. Jährlich entscheiden sich viele Schüler*innen in einem Supermarkt zu arbeiten. Sie verbringen die meiste Zeit mit Regale einschlichten und sortieren, Waren im Regal nach vorne räumen sowie Kartons pressen. 

In den meisten Fällen zeigt sich sehr schnell, ob den Schüler*innen der approbierte Beruf gefällt. Manche wollen gar nicht mehr zurück in die Schule und empfinden die Tage als die besten in ihrer Schulzeit. Endlich können sie machen, was sie wirklich interessiert. Andere hingegen können es kaum erwarten, dass die Zeit vorbei geht und sie wieder zurück in die Schule können. Beispielsweise wird das viele Stehen im Einzelhandel oder der frühe Dienstbeginn in Werkstätten als furchtbar anstrengend empfunden.

Am Ende der vier Tage wird vom Betrieb ein Feedbackbogen ausgefüllt, den die Schüler*innen bei Bewerbungen beilegen können. Erweisen sich die Schüler*innen als besonders fleißig und engagiert, kommt es ab und an auch vor, dass sie ein Taschengeld als Dank für ihre wertvolle Arbeit erhalten.

Fazit

Im Idealfall enden die berufspraktischen Tage damit, dass die Schüler*innen wissen, was sie nach der 4. Klasse machen wollen oder zumindest nicht machen wollen. Immer wieder gibt es auch Schüler*innen, denen eine Lehrstelle in dem Betrieb angeboten wird, wo sie die berufspraktischen Tage verbracht haben. Allerdings kommt es in manchen Fällen auch dazu, dass die vier Tage vorzeitig beendet werden, weil etwa die Arbeitseinstellung von Seiten der Schüler*innen nicht passt. 

Aus Lehrerinnen Sicht ist es spannend, die Schüler*innen einmal in einem anderen Setting zu erleben. Es ist wunderschön zu sehen, wie manche in dem gewählten Beruf aufblühen und am liebsten dort bleiben würden. Andere brauchen hingegen aufmunternde Worte, um die Tage durchzustehen. Sie blicken anschließend stolz darauf zurück, die berufspraktischen Tage zu Ende gebracht zu haben. 

Bei manchen Schüler*innen ändert sich nach dieser Erfahrung die Einstellung zur Schule: Arbeiten ist anstrengender als gedacht! Sie versuchen in der verbleibenden Schulzeit ihre Noten zu verbessern, um an weiteführenden Schulen genommen zu werden. In die Schule zu gehen, ist offenbar doch ganz schön.  

Die Autorin in Lehrerin an einer Wiener Mittelschule.

Lesezeit: 2 Minuten

Lehrplanänderungen. Neue Curricula. Neue Arbeitsverträge. Verlängerung des Lehramt-Studiums. Verkürzung des Lehramt-Studiums. 

Wie in jedem Beruf kommt es wohl auch im Lehrberuf immer wieder zu Veränderungen. Und gerade in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft, die Medien und die Umstände, rascher weiterentwickeln als sonst, ist das wohl auch nachvollziehbar und gut. Nur manchmal kommt man da als Student:in nicht so ganz mit. 

Gut, wenn Lehrpläne angepasst werden, betrifft uns das zunächst einmal nicht direkt. Wir stehen schließlich noch nicht in der Schule und hätten eine Jahresplanung o.ä. die wir dann verändern oder umschmeißen müssten. Und im Studium wird der Lehrplan, der eigentlich später unsere Arbeitsgrundlage bildet, wenn du Glück hast, nur in den Fachdidaktik-Vorlesungen kurz einmal behandelt. Denn „bis Sie in der Klasse stehen, wird sich der Lehrplan sowieso noch einmal verändern“, wie ein Professor einmal zu uns sagte. (Ob das nun ein Argument dafür ist, sich damit gar nicht zu beschäftigen, sei in Frage gestellt.) D.h. wir bekommen zwar mit, dass der Lehrplan, für welche Schulstufe und für welches Fach auch immer, wieder einmal eine Generalsanierung bekommt, so richtig damit auseinandersetzten, tun wir uns aber nicht. Also zumindest nicht im Studium. Und wenn wir ehrlich sind, werden die meisten Student:innen auch ihre Freizeit nicht damit verbringen, sich durch den meist sehr kryptisch geschriebenen Lehrplan zu kämpfen. Was ich also damit sagen will, ist, dass Veränderungen im Bereich der Lehrpläne durchaus gut und erforderlich sind. Nur der Umgang damit im Studium (und vielleicht auch in den Schulen) könnte ein wenig besser laufen. Denn ob es so zielführend ist, das erste Mal in einen Lehrplan reinzusehen, wenn ich am nächsten Tag meine erste Schulstunde halten muss, weiß ich nicht so ganz. Und ja klar, die Verantwortung liegt dabei sicher auch zu einem größeren oder kleineren Teil bei uns Student:innen. Doch wenn wir schon von Lehrplan oder eben Curricula-Veränderungen sprechen, könnten wir dieses Anliegen doch durchaus einmal auf den Tisch legen und so vielleicht erreichen, dass wir uns auch im Studium schon damit auseinandersetzten, müssen. 

Wenn wir schon dabei sind: Curriculum Veränderungen sind auch so eine mystische Sache. Irgendwie sind sie immer auf einmal da und keiner weiß, wie und was sich genau verändert hat. Man kann umsteigen auf das neue, es ist aber auch kein Problem, wenn man im alten bleibt. Außer, es vergehen zu viele Jahre. Klar, solche Änderungen durchzuführen, und dann tausende von Studierenden in ein neues System einzugliedern, ist eine Mammut-Aufgabe. Nur vielleicht wäre es ja ein möglicher Ansatz, Veränderungen, die durchaus wichtig sind, in kleineren Bereichen wie den einzelnen Lehrveranstaltungen anzusetzen, anstatt immer das Große-Ganze zu verändern. 

Dass sich also Lerninhalte auch auf Ebenen der Unis verändern, ist essenziell für ein immer innovativer werdendes Schulsystem in Österreich. Wie wir mit diesen Veränderungen aber umgehen, könnten wir durchaus noch einmal überdenken. Und wie das Ganze dann nach der Verkürzung des Lehramt-Studiums aussieht, darüber reden wir dann, wenn es so weit ist. 

Anna Lemmerer, Lehramtsstudentin in Wien und Schulgschichtn-Redakteurin

Lesezeit: 5 Minuten

Dr. Patrick Frottier, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie:

„Hass gab es immer schon, etwa als Reaktion auf unbewältigte Kränkungen, als Folge eines Selbstwertproblems,  eines bewussten oder unbewussten Gefühls innerer Unsicherheit. Die Projektion dieses Minderwertigkeitgefühls auf eine Person, auf eine Personengruppe,  auf alle anderen außer sich selbst oder gar unter Einbeziehung seiner eigenen Person ist demnach nicht neu. Neu ist jedoch die Geschwindigkeit der Verbreitung, die mögliche Unbegrenztheit der Reichweite, die Perfektionierung der Anonymität des verursachenden Auslösers. Das Neue liegt also in den Möglichkeiten, die der digitale Raum dem Hassenden  bietet und nicht der Hass an sich.“

Wir sprechen über Klassenchats. Shitstorms, Hass im Netz – oft wird man „versehentlich“ Opfer. Klassenchats sind allgegenwärtig. Die berühmten „WhatsApp“ Gruppen, wohlgemerkt oft von Lehrpersonen selbst initiiert – „so Kinder, dann könnt ihr euch gegenseitig die Hausaufgabenafträge senden, das Organisatorische besprechen und euch gegenseitig an Referatstermine erinnern.“ Das ist die oft naive Vorstellung der Inhalte eines Klassenchats. Manchmal sind die Lehrpersonen dabei, oft nicht. Legal wäre das nicht, aber das ist die Nutzung von WhatsApp für Kinder unter 14 auch nicht. Und schon im 1. Lockdown 2020 wurde WhatsApp als zwar nicht gewünschte, dennoch aber (von der Bildungsdirektion) geduldeter Einstieg ins Distance-Learning schweigend toleriert.

Als Lehrperson bekommt man oft wenig mit von den wahren Ausmaßen des „Bashings“, welches an Stelle der Referatserinnerungen innerhalb der Klassenchats kursiert. Die mildeste Variante ist noch das Spammen, das Versenden von mehreren hundert Nachrichten ohne Inhalt. Es steigert sich oftmals bis hin zu einer wahren Hexenjagd, Bloßstellungen, Beschimpfungen, Beleidigungen. Bei einem Kind kursierten gefakte Pornobilder unbeliebter Lehrerinnen, bei einem anderen wünschte jemandes Mutter einen unfreiwilligen Geschlechtsverkehr mit einem überdimensionales Geschlechtsteil eines nicht österreichischen Mannes, an dessen Folgen sie bitte verenden möge. Ohne das „Bitte.“

Schulen sind machtlos. Die Inhalte zu kurzlebig, zu schnell wieder gelöscht. Doch sind sie das wirklich? Nichts was einmal im Netz war verschwindet für immer…

„Es ergibt sich eine Dynamik von digital versendeten Hassnachrichten, die im sozialen Netzwerken weder bezüglich der Verbreitung noch bezüglich der Reaktion irgendeiner Steuerung unterliegt. Der sich daraus ergebende emotionale Kontrollverlust berührt alle Beteiligte in schwer vorhersehbarer Weise, die möglichen wirksamen Variablen übersteigen bisher alle gültigen Prognose- und Gegensteuerungsmaßnahmen. Dieser Kotrollunmöglichkeit ist für den Nachrichtensender Anreiz sein Gefühl auszuleben und Vermeidung einer diesbezüglichen Konsequenz zugleich. Er setzt mittels weniger gedrückter Tasten einen minimalen Impuls mit einer unvorhersehbar großen Konsequenz, ganz der Symbolik seines Minderwertigkeitsgefühls entsprechend: aus ganz klein wird ganz groß.“ 

Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Was können wir tun? SaferInternet Workshops werden besucht, Schilfs zu diesen Themen wachsen aus dem Boden.

„Die  Sehnsucht nach allgemein gültigen Tipps im pädagogischen Bereich entsprechen meist der eher naiven Sehnsucht, jedes Problem hätte auch eine zugehörige Lösung. Jede Eingrenzung des Benützens von sozialen Netzwerken führt regelhaft zu Widerstand, sei aus einer demokratischen oder trotzigen Reaktion heraus. Da jedoch Hass als Mischgefühl des Neides, des Zorns und der inneren Angst seit Bestehen der Menschheit, also in unserer Kultur seit Kain und Abel, gegenwärtig ist, wäre die offene Diskussion über die ganze Palette der Gefühle, ihrer Ursachen und der Umgang mit ihnen, auch als Unterrichtsstoff, welcher unabhängig von inadäquatem und dysfunktionalen Umgang mit digitalen Medien gelehrt werden sollte, sinnvoller als eine Begrenzung neuer Medien.“

Aber irgendwas müssen wir doch tun!?

„Mit Schülern und Schülerinnen eine Diskussion über enttäuschte Erwartungen und dem sich daraus  entwickelnden unberechtigten Anspruchsdenken, welche in Hass münden können, zu führen – also einen wiederholten Diskurs über des Menschen offensichtliche eingeschränkte Fähigkeit unabweisliche und tägliche Kränkungen des Lebens zu tolerieren, zu jedem sich ergebenden Anlass anzuregen – das wäre eine pädagogische Aufgabe, die zwar niemals ein Ende nehmen, sich aber zweifellos lohnen würde. Und jeder könnte sich fragen: wen habe ich zu welchem Anlass schon einmal gehasst, wie habe ich meinen Hass ausgelebt, wann bin ich schon gehasst worden und wie habe ich mich dabei gefühlt. Die Gemeinsamkeit der Erfahrung könnte die dem Hass zugrundeliegende Trennung zumindest bewusst machen, das wäre ein erster Schritt hin zur Solidarität welche eine Klasse erst zu einer solchen macht, welche erst dann dem Wort „Klassengemeinschaft“ eine Berechtigung gibt.“ 

Erfahrung einer Lehrerin (BHS)

Letztes Jahr wurden mir durch Erziehungsberechtigte Klassenchats weitergeleitet, die hinter der Grenze der Legalität waren. Ich hatte das Glück, dass ich mich gleich an mehrere Fachexperten wenden konnte: einerseits an die Direktion, wo ich viel Unterstützung bekommen habe, andererseits an einen in Mediation, Mobbing- und Gewaltprävention sehr erfahrenen Kollegen und Coach, und auch an einen Freund, der in einer staatlichen Organisation arbeitet und Erfahrungen mit diesen Themen gehabt hat.

Die Intervention seitens der Direktion ging in mehrere Richtungen. Einerseits wurden Gespräche mit den betroffenen Schülerinnen und Schülern im Beisein ihrer Eltern geführt, die dazu geführt haben, dass mehrere Personen die Klasse bzw. die Schule verlassen haben. Andererseits wurden diese Personen an die Behörden gemeldet und die Fälle von den zuständigen staatlichen Stellen weiterbearbeitet.

Mit der Klasse wurde unmittelbar danach ein ganztägiger Workshop gemacht, in dem über das Gewicht des Geschehenen aufgeklärt wurde, über die gesetzliche Lage in Österreich sowie über die geschichtlichen Zusammenhänge und Hintergründe für diese Gesetze. Und es wurden danach mehrere Chancen genutzt, gruppendynamische Übungen zu machen. Dies war gut, denn die Situation am Anfang war schwierig, es herrschte Fassungslosigkeit, denn „das war ja nur Spaß“. Nach dem Workshop konnten die Schülerinnen und Schüler die Situation einordnen, auch wenn nicht alle mit den Konsequenzen für ihre MitschülerInnen einverstanden waren. Das Klassenklima hat sich aber sukzessive gebessert.

Für mich selbst waren diese 2 Wochen unheimlich schwierig, ich hatte aber viel Unterstützung im Kollegium und von der Schulleitung. Was es in der Prävention braucht? Aufklärung, echte Geschichten und Fälle, und vor Allem Sensibilisierung der SchülerInnen dafür, dass „Spaß“ kein Freibrief für ist.

Und was sagen die Schüler:innen?

Um die Sicht auf Klassenchats von den Schüler:innen zu erhalten, haben wir uns entschieden, sie anonym und schriftlich Fragen beantworten zu lassen. Dadurch hofften wir auf möglichst ehrliche und wahrheitsgetreue Antworten. Im Großen und Ganzen blieben die Antworten dennoch vage. Ein vertiefendes Gespräch wäre sicher noch aufschlussreicher, um hier auch einzelne Rollen der Schüler:innen in den Chats herausfiltern und analysieren sowie mit ihnen reflektieren zu können, wie und warum sie in dem Moment gehasst haben.

Wenig überraschend sehen die Schüler:innen den Klassenchats als einen wichtigen Austauschkanal an, um vor allem schulische Fragen zu klären. Viele befürworten eine Klassengruppe zum Austausch über Verpasstes, ausgefallene Stunden oder Unterstützung bei der Hausübung. Interessant bei letzterem ist, dass hier besonders fertige HÜs angefragt werden, dass in einer Klasse bei einigen für Unmut sorgen dürfte.

Unerwünscht sind Personen, die den Chat zum Spamm

en verwenden; die also tagtäglich unaufgefordert Sticker, Videos und Memes teilen. Bei Mitschüler:innen, die beleidigen, Gerüchte verbreiten, jemanden absichtlich verletzen und schlecht über andere schreiben, durchzog sich der Tenor des Blockieren-Wollens laut und deutlich. Weil zum „Scheiße schreiben“, sei der Chat nun mal nicht da. Ebenso beschwerten sich einige, dass manche viel zu viel „Unnötiges“ in den Chats schrieben, private Konflikte hintrügen und sie als Bühne nützten bzw. andere heruntermachten, wenn nicht geantwortet würde.

Interessant waren auch die verschiedenen Antworten hinsichtlich der Reflexion der eigenen Rolle im Chat. Viele nehmen sich als helfend wahr. Andere beobachten lieber, um am Laufenden zu bleiben. So manch eineR hat den Chat bereits wieder verlassen und fragt lieber privat nach. Stumm gestellt ist er bei den meisten. Spannend ist hier die Veränderung zu Unterstufe.

Die deutliche Mehrheit meinte, in der Unterstufe sei es lustiger zugegangen und sie hätten sich produktiver ausgetauscht; auch weil sie sich schon besser gekannt hätten. Viele führten die fehlende Klassengemeinschaft als Grund für die oftmals schlechte Stimmung in den Chats an. Das traf besonders auf die Befragten in ersten Jahrgängen zu.

Zum Ende lassen sich zwei Umgangsmöglichkeiten mit dem Klassenchat aus den Antworten der Schüler:innen herauslesen:

1) Sie ziehen sich zurück; das kann heißen, sie werden zu Leser:innen und vermeiden das aktive Schreiben, Antworten und Interagieren oder sie verlassen den Chat ganz und kontaktieren einzelne Mitschüler:innen oder gründen kleinere Privatgruppen.

2) Sie befürworten den Chat weiterhin, weil für sie die positiven Eigenschaften des Austausches, des Dazugehörens und der Hilfemöglichkeiten überwiegen.