Lesezeit: 6 Minuten

Ich will nicht Lehrer werden, weil ich bessere Jobs kenne. Ich will kein Lehrer sein, weil ich dieses Jahr sehr dumme Videos über die Schule im Handy gesehen habe. Ich will nicht mit Talahons unterrichten. Ich will lieber zu Hause entspannen und Kaffee trinken. Ich will nie wieder zur Schule gehen! Ich will nicht Lehrer sein, weil ich einen Lieblingsjob habe. Ich will nicht Lehrer werden, weil ich keine Ausflüge machen will. Ich will nicht Lehrer werden, weil ich nicht immer schreien und krank werden will. Ich will nicht immer von den Familien beschimpft werden. Ich will nicht Lehrer werden, weil ich keine blöden Kinder unterrichten will. Ich will kein Lehrer werden! 

Ich will nicht Lehrer werden, weil ich bessere Jobs kenne, die mehr Geld bringen. Aber es geht mir nicht nur ums Geld. Ich will auch Spaß bei der Arbeit haben. Und für mich ist Lehrer ein langweiliger Job, weil der Job eigentlich nur ist, vor einer Klasse zu stehen, etwas beizubringen, einen Monat später Tests zu verteilen. Also nicht nur das, aber das ist mehr als die Hälfte von dem was der Job ist. Lehrer ist ein guter Job, versteh mich nicht falsch, aber das ist nicht so mein Ding. Ich bin mir sicher, dass es da draußen irgendwo Leute gibt, die Lehrer werden wollen.

Also das ist der Grund warum ich kein/e Lehrer/in sein möchte. Und wenn ich mit der Schule fertig bin, werde ich wohl nie wieder in die Nähe dieser Gebäude gehen. Aber wenn ich Lehrer werde, dann kann ich wieder von meinem Wecker in der Früh aufschrecken. Mit anderen Jobs ist es auch so, aber mit Lehrer werde ich PTSD von meinem Wecker haben. 

Ich würde gerne Volksschullehrerin werden, aber niemals Gymnasiallehrerin oder Mittelschullehrerin, weil in der Volksschule die Kinder noch so klein und süß sind. Es ist auch ein großer Unterschied, weil man als Volksschullehrerin nicht so viel zu tun hat wie als Gymnasial- oder Mittelschullehrerin. Deshalb möchte ich lieber Volksschullehrerin werden. Als Lehrerin muss man nett und hilfsbereit sein. Als Lehrerin sollte man auch gut erklären können und Kinder mögen. Wenn ich böse Kinder in der Klasse hätte, würde ich sie beim ersten oder zweiten Mal nur ärgern und wenn sie dann immer noch böse sind, würde ich sie schlechter benoten, aber wenn es nicht mehr geht, würde ich sie suspendieren. Man soll sich nicht auf Kosten anderer lustig machen, aber so kleine Späße sind ok, aber wenn sich die andere Person dann nicht gut fühlt oder andere mit reinzieht, dann ist es nicht mehr lustig und nicht mehr lustig.

Ja, ich könnte mir vorstellen, dass ich in der Zukunft Lehrer werde, weil ich sehr gerne mit Jugendlichen und Kindern arbeite.Ein Lehrer sollte sehr geduldig, höflich, nett, lustig, nicht streng und hilfsbereit sein.Ich hätte frechen und respektlosen Schülern drei Chancen gegeben. Bei der ersten Verwarnung hätte ich ihnen mehr Hausaufgaben gegeben, wenn sie dann immer noch nicht still sind, verlieren sie die zweite Chance und bekommen ein Minus.Bei der dritten Mahlzeit schicke ich den Störenfried zur Direktorin.Es ist nicht gut, sich auf Kosten anderer lustig zu machen, weil es den Betroffenen sehr schlecht gehen kann und man Gefühle verletzen kann.Es geht zu weit, wenn man z.B. die Familie oder die Herkunft beleidigt.

Ich könnte mir niemals vorstellen Lehrer zu werden. Ich würde auch wenn es verboten ist, die Kinder schlagen. Ich habe viel zu wenig Geduld und würde den dummen Kindern die dass nicht kapieren nicht helfen sondern durchfallen lassen. Oder wenn ich mal gute Laune habe dann würde ich ihn das vielleicht erklären aber so dass sie es nicht kapieren und natürlich würde ich die Jungs die Fußball spielen bevorzugen.

Ein guter Lehrer muss meiner Meinung nach sehr viel Geduld haben wenn ich in seiner Klasse bin!

Was würdest du als Lehrer machen wenn die Kinder so respektlos wären?

Ich würde sie schlagen, Aus dem Fenster werfen suspendieren, Sachen von ihnen in den Mülleimer werfen, Eltern anrufen und an schreien.

Was machst du wenn sich ein Kind über ein anderes lustig macht?

Wenn der Witz lustig ist dann lach ich mit.

Gibt es auch Grenzen mit dem Verhalten der Schüler?

Ja Z:B den Lehrer anschreien, den Lehrer zu beleidigen oder jemanden zu bedrohen oder zu töten.

Ich möchte keine Lehrerin sein, weil es so anstrengend mit den Kindern ist. Die Kinder sind manchmal ganz laut, aber wenn die Lehrer(in) ganz streng ist, bleiben sie still. Ich möchte keine Lehrerin sein, weil ich nicht jede Stunde kontrollieren möchte, ob die Antworten der Kinder richtig sind. Ja, ich weiß, es ist nicht so schlimm, aber ich habe keine Energie dafür. Ich weiß auch, dass ich nicht der Typ bin, der gut erklären kann. Ich bin nicht so professionell um Lehrerin zu sein. Mein Deutsch kann sehr schlecht sein und die Kinder verstehen mich nicht. Ich kann keine Lehrerin sein, weil ich manchmal in der Schule nicht aufpasse. Ich will keine Lehrerin sein, weil wenn die Kinder laut sind und du willst, dass sie ein bisschen leiser sind und du sagst: „Könnt ihr leiser sein?“ und sie hören dir manchmal nicht zu. Das sind die Gründe, warum ich keine Lehrerin sein möchte

Ich möchte keine Lehrerin sein, weil ich nicht so viele Kinder kontrollieren kann und weil ich nicht so eine laute Stimme habe, um ihnen zu sagen, dass sie leise sein sollen. Und außerdem hab ich viele Lehrer/innen in vielen Situationen gesehen, die – um ehrlich zu sein-  ganz schlimm waren. Also ich hab eigentlich keine Lust und wenn ich Lehrerin wäre, würde ich meine Familie nicht so oft sehen. Es ist so anstrengend, so viele Kinder auf einmal zu kontrollieren. Ich bin nicht so eine lustige Lehrerin, ich kann mich auch nicht kontrollieren, wenn es um ernste Sachen geht, weil ich bei solchen Sachen immer lachen muss. Es tut mir leid, aber ich hasse es, Lehrerin zu sein, es ist einfach sehr, sehr, sehr anstrengend.

Ich und Lehrer?

Ich möchte kein Lehrer sein, weil es anstrengend für mich sein wird.

Die Kinder werden nerven, sie werden ständig fragen, ob wir mit der Klasse rausgehen wollen. Als Anfänger kann man wegen der Kinder nicht so gut unterrichten. Die Kinder sind so anstrengend und man muss jedem Kind alles erklären, wenn es nicht zuhört, wenn es nicht aufpasst, wenn es sich nicht konzentriert. Ich möchte nicht Lehrer werden, weil man viel machen muss und das ist sehr anstrengend Ich möchte lieber eine Lehre bei den Wiener Linien machen. Ich würde nicht Lehrer werden, weil man als Lehrer sehr viel für die Kinder machen muss.

Ich möchte nicht Lehrer werden, weil es für mich viel zu anstrengend ist, wegen der Kinder, sie schreien und rennen durch die Klasse und beleidigen sich, sie respektieren den Lehrer nicht. Weil die Kinder heutzutage keinen Respekt haben vor den Älteren, das ist auch anstrengend, der Mann mit den Kindern muss respektvoll sein, aber die Kinder sind es nie, weil die Lehrer, die Kinder haben keine Verantwortung, wenn sie was machen, dann beschuldigen sie sich beide und man weiß nicht, wer es war.

Schularbeiten oder Tests korrigieren und es braucht Zeit und Geduld so etwas zu machen, Lehrer werden viel zu wenig bezahlt ich finde 3000 Euro netto, ich finde Lehrer sollten mehr bezahlt werden für Kinder weil es braucht viel Geduld nicht auszuflippen.

Ich möchte nicht einmal Lehrerin werden, weil ich glaube, dass es zu schwierig ist, mit den Kindern umzugehen, z.B. in der 5. bis 8. Klasse. Also ich meine jetzt nicht ganz alle Schüler/innen, sondern ich meine nur die Frechen, weil man die bei netteren Lehrern nicht kontrollieren kann. Ich glaube, dass Lehrerin sein ein guter Beruf wäre, aber ich glaube, dass ich nur mit 1-4 Klässlern zurechtkäme. Also die Volkschule kann man eher schneller was erklären wie sie sich benehmen können, aber die Mittelschule oder Gymnasium muss man einfach alles machen z.B. muss man zuerst mit dem Schüler alleine reden wenn es nicht gut geht dann die Eltern oder die Direktorin und so weiter. Also meiner Meinung nach ist die Volksschule viel ruhiger und ohne Stress, während die Mittelschule/ Gymnasium laut und anstrengend ist, ich denke auch, dass es für die Lehrer/innen, die jetzt in der Schule arbeiten, schwieriger ist.

Ich würde als Lehrerin erstens nicht so viele Hausaufgaben geben. Die Kinder

müssen leise sein, wenn ich reinkomme, sonst kriegen nur die schlechten Kinder 

bekommen nur die schlechten Kinder mehr Arbeitsblätter. Wenn sie das nicht machen, bekommen nur die schlimmen Kinder ein Buch zum Lesen und dann ein Plakat machen,

machen ein Plakat und stellen es der ganzen Klasse vor. Ich erkläre nur einmal oder höchstens zweimal. Wer nicht zuhört oder nicht verstanden hat, muss es ein anderes Kind erklären. 

Wer seine Hausaufgaben nicht macht, bekommt ein Minus,

Ich brauche die Hausaufgabe nicht zu verdoppeln. Wer in der Pause oder im Garten mobbt, stört und nervt, muss in der Pause oder im Garten schreiben. 

Für die Braven oder die, die zuhören, bereite ich ein tolles Programm vor wie z.B. Projekte, Plakate, Präsentationen… Ich frage die Kinder, ob sie Ideen für die nächste Stunde haben und was sie lernen wollen und was ihnen in der Stunde am besten gefallen hat und was nicht. 

Zu jedem Fest wie Halloween, Fasching, Weihnachten oder Ostern mache ich ein kleines Fest! 

Ich möchte nicht Lehrer werden, weil ich glaube, dass ich nicht immer pünktlich bin und nicht gut korrigieren kann.

Ich wäre vielleicht nicht so streng, aber das ist trotzdem nicht immer gut.

Das einzige was ich gut erklären könnte, wäre Mathe, aber alles andere nicht.

Ich glaube auch, dass ich für diesen Job nicht geduldig genug bin, weil ich nach 30 Minuten Warten etwas tun muss. Vielleicht liegt es aber auch an meinem Alter, weil ich in den letzten drei Jahren geduldiger geworden bin.

Ich denke, dass ich viele Dinge für diesen Job kann, aber nicht mehr.

Vielleicht sollte ich nicht Lehrer werden, es sei denn, ich ändere meine Meinung.

Ich möchte Lehrerin werden, weil das mein Traumberuf ist, seit ich in die Schule gegangen bin, ich möchte auch Lehrerin werden, weil ich es liebe, wenn die kleinen Volksschulkinder eine Frage haben und ich sie beantworten kann, ich möchte Lehrerin in einer Volksschule werden und nicht in einer Hauptschule oder in einem Gymnasium, weil ich finde, die sind einfach zu laut und auch sehr frech, es gibt auch nette Schüler/innen. Also ich habe nichts gegen die netten Schüler/innen, sie sind einfach ein Vorbild für alle anderen. Ich finde die Volksschule sehr toll weil die Kleinen sehr lieb sind und nicht so respektlos wie in der Hauptschule oder im Gymnasium. Ich würde eher 1-4 Volksschule unterrichten und 1. Klasse Mittelschule, aber 6-8 würde ich nie unterrichten, weil das klingt auch irgendwie sehr, sehr frech, also sehr frech.

Die Autor:innen sind Schüler:innen der 6. Schulstufe einer Wiener Mittelschule.

Lesezeit: 2 Minuten

„Sie müssen strenger sein, Sie sind zu nett.“ 

Seitdem ich seit Anfang September Lehrerin an einer Mittelschule in Wien bin, habe ich diesen Satz schon von einigen meiner Schülerinnen und Schüler zu hören bekommen – meist als Reaktion auf eine Unterrichtsstunde, die in mehr Chaos als lehrreichen Momenten endete. Ich stehe als Lehrerin vor Klassen und doch sehe ich mich selbst nicht als solche – fühle mich überfordert von vielen Situationen und überwältigt von dem Gefühl, meinen Schülerinnen und Schülern nicht gerecht werden zu können. Sechs Jahre Ausbildung, in denen ich unzählige lateinische Namen von Tieren und Pflanzen auswendig gelernt, zwölfseitige Stundenplanungen verfasst und mir Methoden zur Differenzierung angeeignet habe, nur um beim Einstieg in den Lehrberuf festzustellen, dass ich mehr die Rolle als Lernende als jene der Lehrenden einnehme und zunehmend damit beschäftigt bin, auf Situationen im Unterricht zu reagieren als diesen zu initiieren. 

Die Gretchenfrage des „Warums“ 

Erst letzte Woche, es war die sechste Unterrichtseinheit, fand ich mich vor einer vierten Klasse wieder. Auf die anfängliche Frage „Machen wir heute Freistunde?“ seitens der Schülerinnen und Schüler, die ich empört verneinte, folgte eine, die Stunde abschließende, ernüchternde Aussage meinerseits: „Nach dieser Stunde frage ich mich echt, warum ich Lehrerin geworden bin“. Zum Beginn der Ausbildung hätte ich diese Frage, basierend auf meinen eigenen Erfahrungen als Schülerin, äußerst enthusiastisch und mit großen Zielen vor Augen beantwortet. Als eine Schülerin in der darauffolgenden Stunde jedoch von mir wissen wollte, warum ich denn nun Lehrerin geworden bin, kam mir seltsamerweise keine Antwort passend vor. Die Erwartungen, die ich vor diesem Schuljahr an den Lehrberuf hatte, waren zum einen von der Naivität geprägt, selbst alles anders machen zu wollen, und zum anderen von den positiven Gefühlen beeinflusst, die ich mit meiner eigenen Schulzeit verband. Die Realität, die mich erwartete, war eine völlig andere. Und dennoch, oder gerade deshalb, fühlt es sich so richtig an, Lehrerin zu sein. 

Die Schule als Ort des lebenslangen Lernens

Auch wenn meine Anfangszeit von vielen Fragen, auf die ich noch keine Antwort gefunden habe, geprägt ist, so gewinnt die Auffassung der Schule als Ort des lebenslangen Lernens eine ganz andere Bedeutung für mich. Denn vielleicht sind es nicht nur die Schülerinnen und Schüler, die die Schule als Lernende besuchen, sondern gerade wir, als Lehrerinnen und Lehrer. Und möglicherweise ist auch dieses Gefühl, dass ich noch so viel lernen darf und kann, meine persönliche Antwort auf die Frage nach dem „Warum?“.  

Lara Kriechbaum, 1. Dienstjahr und fast fertig mit ihrem Master in Englisch und BU

Lesezeit: 3 Minuten

Mein erstes Dienstjahr als Lehrerin liegt hinter mir, und ich kann rückblickend sagen, dass es eine intensive, aber auch unglaublich bereichernde Zeit war. Als Quereinsteigerin war mir von Anfang an bewusst, dass der Einstieg in den Lehrberuf eine große Herausforderung sein würde. Neben einer vollen Lehrverpflichtung mache ich parallel den Master für den Quereinstieg, was das Jahr noch einmal anspruchsvoller gemacht hat. Dennoch war alles machbar, und ich konnte mir weiterhin Raum für Freizeitaktivitäten schaffen.

Erwartungen vs. Realität

Als ich meinen neuen Weg als Lehrerin begann, hatte ich die Vorstellung, dass die ersten Monate extrem fordernd und zeitintensiv sein würden. Die Idee, kein „Leben“ außerhalb der Schule zu haben und meine Zeit in die Unterrichtsvorbereitung zu investieren, war zunächst belastend. Überraschenderweise war die Realität besser als meine Erwartungen. Obwohl es Phasen gab, in denen die Arbeit überwältigend erschien, hatte ich auch immer wieder Momente, in denen ich mir bewusst Zeit für mich nehmen konnte. Ich habe es geschafft, ein Gleichgewicht zwischen Beruf, Studium und meinem Privatleben zu finden. Meine Mentorin, die gleichzeitig auch meine Teamteaching-Partnerin war, war mir dabei eine große Stütze. Durch den Austausch und das gemeinsame Unterrichten konnte ich viel von ihrem Erfahrungsschatz lernen. Dieses „ins kalte Wasser geschmissen werden“ war somit weniger beängstigend, da ich auf ihre Hilfe zählen konnte. 

Betreuung und Kollegium

Ein weiterer Punkt, bei dem ich großes Glück hatte, war die Aufnahme im Kollegium, welches sich von Anfang an freundlich und hilfsbereit zeigte. Diese Erfahrung ist nicht selbstverständlich, wie ich von anderen Quereinsteiger*innen gehört habe, die oft das Gefühl haben, nicht willkommen zu sein und in das Schulteam nicht integriert werden. Bei mir war das zum Glück nicht der Fall. Mein Kollegium steht mir immer unterstützend zur Seite. Mit einigen Kolleg*innen konnte schnell eine gute Verbindung aufgebaut werden, sodass wir auch außerhalb der Schule etwas unternommen haben. Das soziale Miteinander hat mir den Einstieg wesentlich erleichtert.

Überraschungen und Herausforderungen

Eine der größten Überraschungen war das Leistungsniveau in einigen Klassen. Ich hatte nicht damit gerechnet, wie stark manche Schüler*innen in ihrer Konzentration und ihrem Arbeitstempo beeinträchtigt sind. Besonders in den Klassen, die durch die COVID-19-Krise stark betroffen waren, bemerkte ich ein deutliches Defizit in der Arbeitsweise und der Ausdauer. Diese Klassen stellen mich nach wie vor vor besondere Herausforderungen, da ich oft das Gefühl habe, dass der Unterricht nicht so voranschreitet, wie ich es mir wünsche.

Doch ich bin eine Person, die Herausforderungen liebt – und genau deshalb habe ich auch den Beruf gewechselt. Es war mir von Anfang an klar, dass der Lehrberuf nicht immer einfach ist und es Tage geben würde, an denen ich völlig erschöpft ins Bett falle. Tatsächlich gab es solche Tage, an denen ich das Gefühl hatte, dass einzelne Stunden oder Klassen mich körperlich und emotional stark fordern. Der Unterricht verlangt nicht nur Konzentration, sondern auch eine ständige Präsenz und Energie. Jede Klasse und jede Stunde ist anders – die Dynamik, die Aufmerksamkeitsspanne der Schüler*innen und ihre Reaktionen fordern einen in ganz unterschiedlichen Weisen. Nach einem Schultag merke ich oft, dass ich erschöpfter bin, als ich es nach einem langen Bürotag je war – das hätte ich so nicht erwartet. Diese Erschöpfung ist jedoch eine andere: Sie ist intensiver, aber auch mit mehr Sinnhaftigkeit und Erfüllung verbunden.

Ich habe gelernt, dass der Schlüssel zu erfolgreichem Unterricht oft in der Beziehung zu den Schüler*innen liegt. Ob im Sportunterricht oder in Mathematik – es geht nicht nur darum, Fachwissen zu vermitteln, sondern auch darum, die Schüler*innen sozial und emotional zu begleiten.

Rückblick und Ausblick

Trotz aller Herausforderungen überwiegt für mich das Positive. Es erfüllt mich mit Freude und Stolz, den Schüler*innen etwas beizubringen, sei es im Fachlichen oder im sozialen Miteinander. Jede kleine Entwicklung, die ich bei ihnen sehe, gibt mir das Gefühl, dass meine Arbeit wertvoll ist. Besonders schön ist es, Beziehungen zu den Schüler*innen aufzubauen und zu sehen, wie sie über das Jahr hinweg Vertrauen aufbauen und wachsen.

Meine Entscheidung, den Beruf zu wechseln, bereue ich keine Sekunde. Die Erfahrungen, die ich im ersten Jahr als Lehrerin gemacht habe, haben mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Natürlich gibt es noch viel zu lernen und viele Herausforderungen, die vor mir liegen. Aber gerade diese Herausforderungen machen den Lehrberuf so spannend und abwechslungsreich.

Die Autorin ist Lehrerin an einer Wiener Mittelschule.

Lesezeit: 4 Minuten

Den Wunsch Lehrer zu werden, sehe ich als eine Art Berufung. Auch wenn sich dies jetzt komisch anhört, kann ich nur von meiner Erfahrung sprechen. Die Schule war für mich immer ein wunderbarer Ort. Ich konnte dort meine Freunde treffen, jeden Tag gab es Abwechslung und meine Neugier wurde gestillt. Ich hatte wirklich nette Lehrerinnen und Lehrer, die mich unterstützten und mir in allen Lebenslagen halfen. Es war ein Ort zum Wohlfühlen, zum Lernen, zum Wachsen und zum Erwachsen werden. Mein Wunsch Lehrer zu werden begann in der Oberstufe und wurde durch nichts ersetzt, es gab nur einen Weg für mich: das Lehramtsstudium zu absolvieren und Lehrer zu werden. Ich wollte zu einer von den Personen werden, die mich unterstütz, mir die Welt erklärt und mich vor allem zu dem gemacht hatten, was ich heute bin, zu einem gewissen Teil jedenfalls. Also zwei Fächer wählen, die man gerne unterrichten möchte und von denen man eine gewisse Ahnung hat, gepaart mit Pädagogik und ein paar Praktika und mein Traum in der Klasse zu stehen und Lehrer zu sein würde sich erfüllen. Dachte ich jedenfalls.

Fachwissen statt Pädagogik und Didaktik

Schnell erkannte ich, dass ich hier nicht das Unterrichten meiner Fächer lernen würde, sondern die Fächer selbst. Viele Germanistik-, Philosophie- und Psychologiestudierende waren in meinen Seminaren, und auf meine Frage, ob ich mich im richtigen Raum befand, nickte man nur und sagte, es sei normal, dass Lehramtsstudierende und reine Fachstudierende gemeinsam in einem Seminar sind. Nun gut, dachte ich mir, mehr Wissen kann mir ja nicht schaden, und ich hatte selbst großes Interesse an diesen Fächern. Doch schnell merkte ich, dass ich Dinge lernte, die ich in meinem Unterricht nie brauchen würde. Eines der schwierigsten Seminare war „Einführung in das Mittelhochdeutsche“. Ein ganzes Semester mühte ich mich durch diese Sprache, lernte Grammatik, Lesen und Sprechen. Der Aufwand wurde mit 3 ECTS belohnt, und ich fragte mich, wozu mir das nützen sollte, wenn ich vor einer Schulklasse stehe. 

Ausbildung nicht praxisrelevant

Das Studium gab mir leider nicht die nötige Ausbildung, die ich gebraucht hätte, was mir nach einem Jahr Arbeit an einer Mittelschule in Wien klar wurde. Bevor man jedoch in die Schule darf, muss man noch fünf Tage an der sogenannten Induktionsphase teilnehmen. Diese umfasst eine Einführung in Themenbereiche wie Recht, Strukturen des Schulwesens, Professionsbewusstsein und Kommunikation. Warum hat man solche Inhalte nicht ausführlich und während des Studiums vermittelt, anstatt sie in einem fünf Tage langen Schnellverfahren abzuhandeln? Dann ging es los in die Schule, und plötzlich passierten tausend Dinge gleichzeitig. Ich erfuhr, dass ich Co-Klassenvorstand (Co-KV) einer Klasse werde – aber was ist ein Co-KV? Ich kannte nur den Klassenvorstand. Außerdem sollte ich in eine I-Klasse kommen. Was ist eine I-Klasse? Und natürlich hatte ich auch noch einen AO-Schüler in meiner Klasse. Was bitte sind AO-Kinder? Meine wenigen Vorlesungen und Seminare in Pädagogik hatten mir darüber nichts erzählt. Doch als ein Kind auf mich zukam und mir zwei Wörter sagte, wusste ich, was gemeint war: „Arabisch, Toilette.“ 

Fächer und Fachbegriffe

Ich hatte auch sechs Integrationskinder in der Klasse. Also durfte ich Unterricht planen – für ein AO-Kind, das nur zwei Wörter Deutsch sprach und mich nicht verstand. Gleichzeitig musste ich für die I-Kinder planen, die ihre eigenen individuellen Schwächen hatten. Ohne die Unterstützung der I-Lehrerin wäre ich überfordert gewesen. Ach ja, und natürlich gab es den anderen Unterricht auch noch. Insgesamt hatte ich drei verschiedene Unterrichtspläne zu erstellen. Da es keine Psychologie oder Philosophie in der Unterstufe gibt, unterrichtete ich außerdem Textiles Werken, Bildnerische Erziehung, Soziales Lernen sowie Lern- und Betreuungszeit. Nicht nur weil ich an einer verschränkten Ganztagsschule arbeite, gehören auch solche Aufgaben zu meinem Alltag.

So viele Fragen

Mein Jahr begann mit vielen Fragen, und ich war froh, ein nettes und hilfsbereites Kollegium zu haben, denn es tauchten ständig neue Fragen auf. Doch ich konnte mich nicht immer auf diese Fragen konzentrieren, weil ich gleichzeitig unterrichten musste. Obwohl ich einige Praktika absolviert hatte und versucht hatte, so viel Praxiserfahrung wie möglich zu sammeln, fühlte ich mich auf das, was mich erwartete, nicht vorbereitet. In meinen ersten Wochen hatte ich den Eindruck, dass es nur verhaltensauffällige Kinder in meiner Klasse gab.  Die Schüler schienen das Konzept von Unterricht nicht verstanden zu haben: Sie standen mitten im Unterricht auf, waren laut und lenkten sich gegenseitig ab. Es wirkte, als hätten manche von ihnen noch nie eine Schule besucht.

Kontrolle und Konsequenzen

Zuerst musste ich die Klassen unter Kontrolle bringen und ihnen die grundlegenden Verhaltensregeln beibringen, bevor an Unterricht überhaupt zu denken war. Es folgte viel Erziehungsarbeit, bei der ich mir Unterstützung von Expertinnen und Experten und dem Kollegium holte. Ein langer Weg lag vor mir: Elterngespräche – worüber an der Universität nie gesprochen wurde –, Konsequenzen setzen und Beziehungsarbeit. Einer der größten Kämpfe war das Smartphone, an dem die Kinder regelrecht klebten. Zielsetzungen waren ein Schlüssel für guten Unterricht, denn viele der Kinder wussten nicht, warum sie überhaupt in der Schule waren oder warum sie etwas lernen sollten. Viele träumten davon, Influencer, Profifußballspieler, Youtuber oder Rapper zu werden. Als diese Illusion der Realität weichen musste und die Kinder erkannten, dass ihre Chancen auf diese Berufe nicht sehr groß waren, war das ein Schock für sie. Doch genau dafür kämpfe ich: für Chancengerechtigkeit, für Bildung und dafür, dass jedes Kind seine Ziele erreichen kann – realistische Ziele. Mein Traum als Lehrer ist in Erfüllung gegangen, und auch wenn die andere Seite der Klasse viel mehr Nerven und Geduld benötigt als gedacht, bin ich froh, diesen Weg gegangen zu sein. Kein Job könnte mir mehr Sinnhaftigkeit, Erfüllung und Spaß bereiten, als mit Schülerinnen und Schülern zu lernen die Welt zu verstehen, menschlich eine Beziehung aufzubauen und die Gesellschaft etwas besser zu machen.

Michael Murauer, Lehrer an einer Wiener Mittelschule.

Lesezeit: 4 Minuten

Ich gehe um ca. 8:30 Uhr durch den Haupteingang und fahre mit dem Lift hinauf in den 3. Stock. Ich nutze meine Zugangskarte, um die Tür zu öffnen und gehe die paar Schritte zu meinem Büro. Ich bin als erstes hier, alles ist noch still. So mag ich das. Ich setze mich an meinen Platz und drehe den Computer auf. Dann stehe ich auf und hole mir aus der Küche einen Krug Wasser und einen Löffel für mein Joghurt, das ich morgens immer in der Arbeit esse. Ich schaue auf meinen Kalender und die To Dos für den Tag: unser wöchentliches Jour fixe im Team, Anrufe und Mails beantworten, ein paar administrative Aufgaben, ein paar inhaltliche Aufgaben, später noch ein Meeting. Ich ziehe meine Schuhe aus und lege los.

Vor ein paar Jahren war das noch anders. Vor ein paar Jahren wäre ich um diese Uhrzeit in einem Raum mit 25 Jugendlichen gestanden, hätte womöglich gerade Formulare eingesammelt oder ausgeteilt, Unterschriften im Mitteilungsheft kontrolliert, die Woche besprochen. Montag eben. Mein Arbeitstag hätte schon eine gute Stunde früher begonnen, mit einem hektischen Last-Minute Anstehen am Kopierer, um die Arbeitsmaterialien für die 5. Stunde noch zu kopieren, weil ich in meiner freien Stunde supplieren müsste und bis dahin keine Pause mehr hätte. Oder mit einem Gespräch mit einem Elternteil. Oder vielleicht hätten wir im Klassenzimmer auch Musik aufgedreht und auf das Eintrudeln der Schüler_innen gewartet.

Zwischen meinem alten und meinem neuen Arbeitsalltag liegt eine Elternkarenz. Sicherlich hat meine Elternschaft auch meinen Blick auf mein Arbeitsleben verändert: Wo liegen meine Prioritäten? Was will ich schaffen, was ist mir wichtig? Wo sind meine Energien gut eingesetzt?

Die Entscheidung, nicht mehr in den Lehrberuf zurückzugehen, war vor allem eine sehr persönliche. Die Gründe sind vielschichtig und lassen sich nicht einfach in ein paar Stichpunkten zusammenfassen. Trotzdem möchte ich hier einen Versuch wagen. Denn obwohl meine Entscheidung sehr persönlich war, die Gründe, die dazu führten, sind es nicht (alle).

Die mental load – “Ich kann einfach nicht mehr”

Es mag sicher Lehrer:innen geben, die eine ruhige Kugel schieben, wie man so schön sagt. Mir sind davon nicht sehr viele untergekommen. Klar, nach zig-Dienstjahren ist man sicher routinierter und nimmt manches leichter oder weiß schon, wie man am besten damit umgeht. Meiner Erfahrung nach war die Zeit an der Schule alles andere als eine „ruhige Kugel”. Den vielen verschiedenen Ansprüchen gerecht werden (nicht zuletzt den eigenen!), Wissen zu vermitteln, Schüler_innen bei diversen Problemen zuhause zu unterstützen, Konflikte in der Klasse bearbeiten, Konflikte im Kollegium bearbeiten, Konflikte mit Eltern bearbeiten. Schüler_innen beim Formulare-Ausfüllen helfen (wissend, dass es teilweise um Ansuchen geht, wo die Existenz der Familie am Spiel steht). Schüler_innen, die mitten im Schuljahr neu dazukommen und andere, die plötzlich nicht mehr da sind. In meiner Zeit als Lehrerin brauchte ich nach meinem Arbeitstag oft noch mehrere Stunden, um den Tag zu verdauen. Um mit Menschen in meiner Umgebung Gespräche nochmal durchzugehen, Lösungen durchzudenken. Es war viel, oft zu viel. Damit komme ich auch schon zu Punkt 2 –

Die fehlende Unterstützung

Alle oben genannten Punkte sind machbar, müssen ja auch bearbeitet werden. Doch Lehrpersonen alleine, denen darüber hinaus die Ausbildung in vielen Bereichen schlicht fehlt, können das nicht schaffen. Es braucht Sozialarbeiter:innen, Schulpsycholog:innen, Schulärzt:innen, Jugendcoaches, Muttersprachenlehrer:innen, Lehrer:innen zur Deutschförderung, zur Alphabetisierung, Supervision für Lehrer:innen, administrative Unterstützung an den Schulen. Und allem voran: eine bessere Durchmischung. Denn manche Probleme sind in ihrer Menge nicht bewältigbar, manche Konflikte spitzen sich zu, weil es zu viele verschiedene Konfliktherde gibt. Zu viele Belastungen. Irgendwann geht es nicht mehr.

Die Verantwortung – zu viel und zu wenig

Verantwortung hatte ich genug. Verantwortung für 25 Jugendliche und deren Lernerfolg, deren Zukunft, deren Wohlergehen. Und trotz all der Überforderung schlich sich manchmal auch ein Gefühl der Unterforderung ein. Wie kann ich mich beruflich weiterentwickeln? Welche Möglichkeiten habe ich, strukturell Verantwortung zu übernehmen? Macht es beruflich überhaupt einen Unterschied, wenn ich Fortbildungen absolviere? Natürlich kann ich immer weiterlernen, mich weiterentwickeln – und das ist super für mich persönlich und für meine Schüler_innen. Wer berufliche Aufstiegsmöglichkeiten sucht, ist falsch an der Schule. Wer nicht gleich Direktor_in werden möchte, hat keine anderen Möglichkeiten. Und selbst wenn ich zur kompetentesten Lehrperson des Landes werde, so bringt mir das im System nichts, was mich zum nächsten Punkt bringt:

Das Gehalt

Sicher, Lehrpersonen kurz vor der Pension verdienen super. Außerdem hat man viele Ferien und dadurch sicherlich einen höheren Stundenlohn. Trotzdem verdiene ich jetzt in einem Teilzeitjob so viel wie an der Schule in Vollzeit*. Am frustrierendsten aber fand ich: Meine Kollegin, die mit Ende 50 nur noch das Nötigste macht, verdiente das doppelte und dreifache von dem, was ich mit all meinem Einsatz und meiner Motivation verdiente. Konsequenzen gibt es dafür natürlich keine  – weder für meinen Einsatz noch für den Mangel an Einsatz bei meiner Kollegin. Und ich meine hier auch nicht nur finanziell. Es machte überhaupt keinen Unterschied in der Art und Weise, wie wir vom “System” gesehen wurden.

Das Prestige

Ja, hier kommt jetzt zum Schluss vielleicht noch ein bisschen mein Ego zu Wort. Wenn ich Bekannten erzählte, was ich mache, war die Antwort meist eine von zweien:

“Boah, arg. Das könnte ich nicht!”

oder

“Aha.”

Lehrer:in, das wird man doch nur wegen Juli und August. Dienstag Z’Mittag mach ich Schluss. Demgegenüber Horror-Stories aus den Wiener Mittelschulen. “Kulturkampf.” Nein. Keines von beiden. Ich will mich weder rechtfertigen müssen noch als einfältig abgestempelt werden, nur aufgrund eines Jobs.

Denn was ich hier alles nicht sage, ist, dass ich es auch vermisse. Nicht all das, was oben im Text steht, aber das, was jetzt kommt: Die Arbeit mit den Schüler_innen. Es gibt nichts Schöneres, als junge Menschen beim Erwachsenwerden zu begleiten. Zu sehen, wie mein Input ankommt, wie sie lernen, sich kritisch mit sich und ihrer Umwelt auseinanderzusetzen. Wie man zusammenwächst und so viel gemeinsam schafft. Wie viel ich in Diskussionen von meinen Schüler_innen lernen konnte. Wie oft ich stolz war auf sie. Wie unglaublich bereichernd der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen sein kann. Schule ist ein eigener Mikrokosmos. Mit Herausforderungen, mit Höhen und Tiefen, mit wunderbaren Kindern und Jugendlichen. Und das vermisse ich auch. Also, liebe Politik, tut was, damit dieser Job auch wieder so geleistet und gelebt werden kann, wie er das verdient, wie sich das unsere Schüler_innen verdienen!

*Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass sich das Lehrer:innendienstrecht mittlerweile geändert hat und das Einstiegsgehalt für neue Lehrpersonen nun etwas höher ist; die Gehaltskurve flacher. Da man das Dienstrecht allerdings nicht wechseln darf, bringt mir diese Neuerung leider nichts.

Die Autorin war mehrere Jahre Lehrerin an einer Mittelschule in Wien.