Lesezeit: 2 Minuten

Sie haben sich in einer anderen Schule beworben, obwohl Sie bei uns unterrichten? Waren wir für Sie also nur eine Zwischenschule?“ „Ist das, was wir lernen für Sie zu kindisch?“  „Verdienen Sie dort mehr?

Meine Schüler*innen sprechen aus, was ich mir denke. Wieder eine Kollegin, die uns verlässt, weil sie spontan eine Stelle an der AHS bekommen hat. Freudenstrahlend erzählt diese Kollegin es den Kindern am 23. Dezember. „Wisst ihr, dafür hab ich ja studiert. Natürlich schaut man sich dann auch während des Schuljahres um.“ 

Ahja. Danke. Wir, also meine Schulleiterin und ich als ihre Stellvertreterin, haben am 21. Dezember davon erfahren. Auf drei angenehme Tage vor Weihnachten waren wir eingestellt. Noch ein paar nette Stunden, die dieses verrückte Jahr ausklingen lassen. Eine spontane Stellenausschreibung ist es geworden. Sechs Bewerber*innen, fünf davon mit der absolut falschen Ausbildung. Bewerbungsgespräch am 23. Dezember. Inklusive der Absage dieses Bewerbers am gleichen Tag – er habe schon eine andere Stelle. Gut. Wir starten also im Jänner mit Supplieren im Distance-Learning. 

Aber die Kollegin ist glücklich! Sie fährt ab jetzt lieber eine Stunde mit dem Auto in eine Richtung, um in der AHS zu arbeiten, als in der eigenen Stadt in der Mittelschule. 

Wir bleiben zurück an unserer Mittelschule. Wir anderen Kolleg*innen, die in dieser Schule mit Leidenschaft unterrichten. Die viel Energie und Liebe in unsere Arbeit stecken. 

Und die Kinder bleiben zurück, weil es die zweite Lehrerin in zwei Jahren ist, die genau diese Entscheidung getroffen hat. Die Kinder, die es verdient haben, eine stabile Lehrperson in einem Hauptfach zu haben. 

Uns wird so oft suggeriert, dass wir ja „nur eine Mittelschule“, also „weniger wert“ sind. Manche Kinder kommen zu uns und sagen, sie seien zu dumm fürs Gymnasium, deshalb seien sie bei uns. Das wird den Kindern in der Stadt beigebracht. Es dauert Monate ihr Selbstbewusstsein aufzubauen. 

Wenn ich sage, ich arbeite an einer Mittelschule, und dann sogar noch als Sonderschullehrerin, bekomme ich mitleidige Blicke und die Aussage „Puh, das könnte ich nicht.“ 

Heuer hatte ich ein Online-Kennenlernen mit interessierten Eltern. Der dritte Sohn soll bitte zu uns kommen. Die anderen Kinder gehen ins beste Gym der Stadt. Der dritte Sohn wird dem Druck dort nicht standhalten. Die Noten passen nicht. Die Eltern bitten mich darum, ihnen das System der Mittelschule zu erklären, sie wissen eigentlich nichts davon. Warum auch, den Eltern wird in vielen Volksschulen vermittelt, dass, überspitzt formuliert, nur aus den Kindern, die ins Gymnasium gehen, etwas werden kann. 

Manchmal frage ich mich wirklich wie man dieses System durchbrechen kann. Ganz sicher nicht, indem das Fenster für die Ausschreibungen der Bundesschulen zwei Wochen vor dem Fenster der Allgemeinen Pflichtschulen ist. Ist es also auch da so. Die Kolleg*innen dürfen sich zuerst bei den AHSen bewerben, und wer dann „übrig bleibt“, der muss sich halt dann wohl oder übel für die Mittelschule aufopfern. 

Und wir, uns werden dann diese frohen Weihnachten mit Vorstellungsgesprächen und Rechtfertigungen vor den Eltern, warum schon wieder eine neue Lehrerin in diesem Fach kommt, beschert. 

Die Autorin ist Lehrerin an einer Mittelschule in der Steiermark.

Lesezeit: 6 Minuten

Digitalisierung als Thema im Unterricht ist spätestens seit den beiden Lockdowns bei allen Lehrer*innen als Vernunft-Thema angekommen. Doch warum gelingt eine Umsetzung noch nicht so, wie das innerhalb der Schulen und von außen gewünscht wird und wie es sinnvoll wäre? Welche Hindernisse stehen im Weg? Welche Ressourcen sind aber auch vorhanden, die es zu nützen gilt? Wo gilt es anzusetzen um nachhaltige Digitalisierung zu ermöglichen? Einige zentrale Learnings und Thesen aus der externen Begleitung von Mittelschulen in Wien und Niederösterreich auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen Digitalisierung.

Eigentlich arbeiten wir vom Schul-Coaching als freiberufliche Organisationsberater mit ganz „normalen“ Firmen zusammen. Wir begleiten Veränderungsprozesse und unterstützen Unternehmen insbesondere bei Innovations- und Digitalisierungsschritten. Das ist für viele Firmen eine große Herausforderung und benötigt meist einen längerfristigen Change-Prozess mit vielen Veränderungsschritten und unterschiedlichen Interventionen auf zahlreichen Ebenen. Gelingen kann das nur, wenn die Mitarbeiter*innen auch beteiligt, abgeholt und mitgenommen werden. Erfolgreiche Neuausrichtung bedeutet in vielen Bereichen insbesondere eine Mind-Set-Änderung bei allen involvierten Personen, Führungskräften wie Mitarbeiter*innen. Ein solcher Prozess ist immer auch mit Phasen der Ablehnung, mit Widerständen und Frustrationen verknüpft. Auf der anderen Seite gibt es immer auch Erfolgserlebnisse, mit der Zeit entsteht so ein neu entwickeltes Gefühl und Erleben von Gemeinsamkeit. Mit der richtigen Anleitung und Prozesssteuerung führt ein erfolgreicher Change-Prozess letztlich zu echter Motivation basierend auf der Überzeugung, etwas zum Sinnvollen zu verändern.

Nein, an Schulen ist das nicht anders.  Nur die Voraussetzungen sind deutlich anders und machen solche Prozesse nicht einfacher.


Welche Hindernisse stehen einem gelingenden Digitalisierungs-Prozess an den Mittelschulen oft im Wege? 

Die nachhaltige Einführung von Digitalisierung im Unterricht benötigt einen großen Change-Prozess, das Wissen und die Kompetenzen dazu sind an Schulen nicht vorhanden.

 „Wie machen wir das jetzt mit dem Digitalisierungskonzept?“, „Wie binde ich da möglichst viele ein?“, „Wann mache ich was am Besten?“ sind klassische Frage, die uns zu Beginn immer wieder gestellt werden. Nachhaltige und gelingende Digitalisierung braucht neue Arten der Zusammenarbeit zwischen den Lehrer*innen an einem Standort, aber auch ein adaptiertes Verständnis von Unterricht – kurz einen gesamtheitlichen Schulentwicklungsprozess. Das Wissen über das Aufsetzen solcher Prozesse ist an Schulen meist nicht vorhanden. Das macht eine nachhaltige Veränderung deutlich schwerer und mühsamer, Frustration und Resignation sind dann oft die Folgen, wenn kurzfristige Digitalisierungsimpulse ins Leere laufen.

Die zahlreichen Verordnungen und Vorgaben von „oben“ haben dazu geführt, dass Digitalisierung als etwas erlebt wird, das zum Lehrerjob noch dazukommt und damit wenig Lust auf das Thema macht, auch weil so ein echter Mehrwert oder Nutzen nicht erkannt wird.

„Ständig gibt es neue Vorgaben?“ „Nun kommt schon wieder ein neues Notensystem?“ „Und die Digitalisierung kommt dann auch noch dazu, da fehlt mir dann meistens die Zeit!“ Die Lehrer*innen der Mittelschulen sind enttäuscht. Sie wurden in den letzten Jahren mit neuen pädagogischen und didaktischen Konzepten, Ratschlägen und Vorgaben überhäuft. Teilweise war die Haltbarkeitsdauer der Vorgaben nur sehr gering. Das hat Widerstand und Frustration ausgelöst und mittlerweile werden solche Vorgaben bestenfalls nur noch achselzuckend zur Kenntnis genommen oder gar ignoriert. Eine Verordnung löst noch kein Problem, sondern hinterlässt meist das Gefühl noch etwas zusätzlich machen zu müssen. Es fehlt das Gefühl mitreden und gestalten zu können und transparenter in Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein.

Die digitalen Rahmenbedingungen an Schulen sind sehr unterschiedlich und undurchsichtig, die digitalen Kompetenzen der Lehrer*innen ebenso.  Die als mangelhaft beschriebene digitale Ausstattung wird immer wieder als perfektes Schutzschild genommen, nichts verändern zu können.

„Wir brauchen mal eine gute Ausstattung, dann können wir erst gut starten.“ „Das Anstecken des Beamers dauert jedes Mal 20 Minuten.“ „Ich tu‘ mir das nicht an, da verliere ich immer wieder wertvolle Unterrichtszeit, weil nichts funktioniert.“ Zum Teil ist die Ausstattung an den Mittelschulen nicht ausreichend. Klassen, die kein Internet haben, die Zuverlässigkeit des WLAN lässt zu wünschen übrig und so weiter. Das wird gerne als Schutzschild dafür herangezogen, dass ein digitaler Unterricht noch nicht funktionieren kann. Doch immer wieder gibt es an denselben Schulen einzelne Lehrer*innen, die schon sehr erfolgreich digitale Medien und Tools  einsetzen und als echten Mehrwert erleben. Das Schutzschild wird auch deswegen hochgezogen, da das Thema “Digitalisierung” für viele ein Angst-Thema ist, ja sogar mit Scham besetzt ist. Man gibt nicht gern vor Kolleg*innen zu, dass man beim Thema digital unterrichten noch ganz am Anfang steht oder überhaupt noch keine Erfahrungen hat, man möchte sich aber insbesondere vor den Schüler*innen auch keine Blöße geben. Diese sind mit Digitalisierung aufgewachsen und haben oft deutlich mehr Kenntnisse und Kompetenz. Die oft klassisch gelebte Lehrer*innenrolle gerät dadurch mitunter ins Wanken.

Der Job der Direktorin/des Direktors an einer Mittelschule ist eine klassische Managementposition. Um diese Funktion ausfüllen zu können, fehlen die entsprechenden Ressourcen, Befugnisse und die Möglichkeit, sich die benötigten Kompetenzen anzueignen bzw. von außen beizuziehen.

„Ich kann meine Lehrer*innen zu nichts zwingen.“ „Ich bin voll ausgelastet mit dem Ausfüllen von Listen und der Administration, da kommt das Strategische leider oft zu kurz.“ „Ich habe keine Unterstützung, keine Assistenz, ich muss alles selber machen.“ Direktor*innen sind fast durchwegs ehemalige Lehrer*innen. Sie bringen dadurch ein hohe Feldkompetenz für pädagogische Rahmenbedingungen mit. Klassische Management-Skills fehlen ihnen aufgrund der Vorerfahrungen. Außerdem sind sie mit überschaubaren Ressourcen und Befugnissen ausgestattet. Soll ein Change-Prozess und damit nachhaltige Schulentwicklung gelingen, braucht es beides oder die Möglichkeit sich entsprechend Unterstützung und Begleitung von außen holen zu können. Da fehlt es meist an den finanziellen Möglichkeiten für professionelle externe Expertise.

Und trotzdem, es bewegt sich etwas an den Mittelschulen und es ist möglich etwas zu bewegen, denn zahlreiche Ressourcen sind vorhanden.


Welche Ressourcen sind das?

Bei fast allen Lehrer*innen ist angekommen, dass das Thema Digitalisierung im Schulalltag und auch im Unterricht zu integrieren und notwendig ist, um den Anschluss an die Lebensrealität der Schüler*innen nicht zu verlieren.

„Ja, es wäre schon gut, verstärkt digital zu unterrichten!“ „Die Schüler*innen müssen auf die Möglichkeiten und Gefahren hingewiesen werden!“ „Sie werden das für ihren Beruf benötigen.“ Allen Lehrer*innen, mit denen wir gesprochen haben, sind die Kinder, die sie unterrichten, ein echtes Anliegen. Sie wollen ihnen einen möglichst guten Start in die Zukunft ermöglichen, das wird als wesentliche Aufgabe des Lehrerberufs an Mittelschulen beschrieben. Und durchgehend wird gesehen, dass Digitalisierung ein ganz wesentliches Thema sein wird und eigentlich auch schon länger ist. Das ist eine ganz große Chance. Doch klar ist auch, dass bei den meisten Lehrer*innen eine verstärkte Digitalisierung zwar vom Kopf her gedacht wird, also als Thema in der Vernunft verankert ist, aber ein Herzensthema und damit ein echtes intrinsisches Anliegen ist es nicht. Sie haben fast durchgehend ein anderes Unterrichten gelernt und in der Praxis für sich entwickelt.

Schüler*innen sind dankbar, wenn digitalisierte Elemente in den Unterricht integriert werden.

„Ja, die Aufmerksamkeit bei den Schüler*innen ist deutlich höher.“ „Schüler*innen helfen immer ganz bereitwillig, wenn ich technische Probleme habe.“ „Wenn ich ihnen ein Video von mir zur Verfügung stelle, dann schauen sie sich das auch an.“ Schüler*innen sind prinzipiell dankbar und noch mehr dankbar, wenn sich der Unterricht mehr ihrer Lebenswelt annähert und mit dieser etwas zu tun hat. Sich Messen und Vergleichen sowie Gamification sind bei Schüler*innen großgeschrieben, aber auch die Möglichkeit sich gegenseitig auf digitalen Wegen zu helfen und zu unterstützen wird wohlwollend aufgegriffen. Auf Schüler*innen ist in dem Prozess der Digitalisierung Verlass, nehmen wir sie als solche wahr, ernst und auch mit.

An jeder Schule gibt es mittlerweile Early-Adopters und sehr engagierte Lehrer*innen, die sich dem Thema Digitalisierung verschrieben haben.

„Ich probiere immer wieder etwas Neues aus und zeige das gerne meinen Kolleg*innen.“ „Es ist wichtig zu wissen, dass wir da eine engagierte Kollegin haben, die immer wieder aushilft, wenn man nicht weiter weiß.“ „Ohne diese Kolleg*innen wäre ich als Direktorin aufgeschmissen.“ Noch an jeder Schule sind wir auf mehrere Lehrer*innen gestoßen, die von sich aus Digitalisierung als Bereicherung für einen modernen Unterricht integrieren. Da werden von Schüler*innen selbstständig Videos zu Themen erstellt. Es gibt interaktiven Unterricht mit Blended-Learning-Elementen. Lehrer*innen, die Unterrichtsstunden mit unterschiedlichen digitalen Lernmaterialien bereichern. Aber nicht nur das: Sie sind auch hilfsbereit, nein es geht sogar noch weiter, es ist ihnen ein Anliegen ihr Wissen an die Kolleg*innen weiterzugeben. Kollaboration und Zusammenarbeit wird von ihnen als Notwendigkeit verstanden, um den Anforderungen gerecht zu werden. Da gibt es schon ganz viele. Das Ziel muss sein, diese Vorreiter*innen an ihren Schulen zu stärken und zu bestärken.

Zahlreiche Organisationen, Institutionen und engagierte Einzelpersonen sind bereit, das österreichische Bildungssystem zu unterstützen und weiterzuentwickeln.

„Ohne die Fellows von Teach for Austria hätten wir ein echtes Problem.“ „Externe Unterstützung brauchen wir da unbedingt, das schaffen wir nicht alleine!“ „Es gibt schon so viele praktische Angebote von Verlagen und anderen Anbietern, das ist großartig.“ In Österreich haben viele Menschen erkannt, dass etwas zu tun ist im österreichischen Bildungssystem. Damit wir unseren Kindern eine gute Zukunft mit der passenden Ausbildung bieten können, muss sich etwas verändern. Sie entwickeln neue Angebote in Zusammenarbeit mit den Schulen, sie möchten unterstützen, sie gründen Initiativen, Volksbegehren und Vereine. Nützen wir dieses Engagement und binden wir sie verstärkt in die zukünftige Gestaltung der österreichischen Bildungslandschaft ein.


Das ist eine thesenhafte Ist-Stands-Erhebung auf Basis von zahlreichen Lehrer*innen- und Direktor*innen-Gesprächen. Was sind die Hindernisse, die wir immer wieder vorfinden, was sind die Ressourcen, die aber ebenso überall vorhanden wären? Nein, das ist noch nicht der fertige Plan, wie Digitalisierung an Österreichs Schulen im Allgemeinen und an den Mittelschulen im Besonderen gelingen kann. Aber es ist für uns als Organisationsberater eine Grundlage dafür, wichtige Hebel für nachhaltige Veränderung an den Schulen zu erkennen und gezielt zu nutzen.


Leonhard Kern und Alfred Schierer sind freiberufliche Organisationsberater und haben die Initiative Schul-Coaching gegründet. Sie begleiten Schulen u.a. am Weg zu nachhaltigen Digitalisierungsschritten im Rahmen von Schulentwicklung.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Schüler*innensicht

„2020“ war ein heftiges Jahr für uns alle. Wenn ich an alle Vorfälle zurückdenke, die wir in diesem Jahr erlebt haben, denke ich mir: „Wow, was wir nur alles überwunden haben?

Wir haben viele Schmerzen und Rückschläge in jedem Bereich unseres Lebens erlitten – am meisten unsere Psyche. Manchmal hat es Situationen gegeben, wo man einfach gedacht hat: „Es reicht! Wirklich! Es reicht. Was soll das alles?

Aber die Geschehnisse achten leider nicht auf unsere Gedanken und unsere Psyche; sie passieren einfach. Das Jahr 2020 hat vielen Menschen auf unserer Erde Schmerzen abverlangt. Wegen der Corona-Pandemie haben viele Menschen Familienmitglieder, Freund*innen und Bekannte verloren. Am Jahresanfang war alles noch normal. Mitte Februar hat der Fluch des Jahres 2020 seine Wirkungen gezeigt. Begonnen hat es mit den Waldbränden in Australien, wo viele Tiere gestorben sind. Danach folgte eins nach dem anderen. Anfang März ist Corona in Österreich aufgetaucht. Es wirkte zuerst wie ein Scherz. Ich erinnere mich noch an den Tag, wo meine Freund*innen gesagt haben, in Tirol gebe es die erste infizierte Person. Damals hätte ich mir nicht erträumen können, dass es so weit kommen würde. Das Schuljahr 2020 hat meine Mentalität ruiniert; das mit dem Distance Learning, dem Lockdwon, den eingeschränkten Sozialkontakten usw. – das war oftmals einfach alles viel zu viel. Stress, Sorgen und Ängste. Das alles folgte aufeinander und überkreuzte sich. Und wir als Menschen wussten nicht, was wir machen sollten. Was können wir als winzige kleine Wesen auf dieser riesigen Erde in so einer Situation denn auch schon machen? Es kam mir manchmal auch vor, als hätten sich all die schlechten Sachen abgesprochen und ausgemacht, dass sie alle gemeinsam im Jahr 2020 auftauchen.

Während des Lockdowns im April bin ich eines Tages auf ein Gedicht auf Instagram gestoßen:

Und die leute blieben zuhause
und sie lasen bücher und hörten zu
und sie ruhten sich aus und übten
und sie schufen kunst und spielten
und sie lernten neue formen des seins
und sie lauschten tiefer
jemand meditierte
jemand betete
jemand tanzte
jemand begegnete seinem schatten
und die menschen begannen unterschiedlich zu denken
und die menschen heilten
und in abwesenheit der menschen die unwissend lebten
gefährlich meinungslos und herzlos
begann sogar die erde zu heilen
und als die gefahr endete
und die menschen sich einander fanden
trauernd für die toten
und sie trafen neue entscheidungen
und träumten von neuen visionen
und sie schufen neue lebensweisen
und sie heilten die erde
ganz genau so wie sie selbst geheilt wurden

Als ich dieses Gedicht gelesen hatte, dachte ich mir: „Wow, schon vor ca. 140 Jahren konnte die Schriftstellerin Kathleen O’Meara vorhersehen, was in den kommenden Zeiten passieren würde.“ Das Gedicht beschreibt für mich genau das, was viele von uns im Lockdown gemacht haben: lesen, zuhören, meditieren, Zeit mit sich selbst und der Familie verbringen und alles weitere. Ein zum Denken anregendes Gedicht.

Ein Satz meiner Großmutter kommt mir dabei ins Gedächtnis. Sie sagte zu mir, dass es immer noch das Schlimmste vom Schlimmsten gebe. Deshalb hoffe ich mir nur, dass wir nicht schlimmere Vorfälle in den kommenden Jahren erleben werden. Ich drücke mir und uns die Daumen für das Jahr 2021. Hoffentlich werden wir ein erholsames, schönes 2021 haben!

Zeynep Kocak, Schülerin an einer BHAK in Wien

Die Lehrer*innensicht

Jänner und Februar 2020

In China gibt es ein Virus, Corona heißt es. Wahnsinn, in kürzester Zeit werden Krankenhäuser errichtet. Lockdown. Keiner darf vor die Tür, außer in Notfällen. Viele Menschen sterben.

Während der Gangaufsicht stellt sich Nenad zu mir. „Corona wird noch ein richtiges Problem für die ganze Welt werden,“ sagt er. „Wieso? China, ist ja richtig weit weg. Kann ich mir nicht vorstellen,“ antworte ich. „Glauben Sie mir, Sie werden noch an mich denken.“ Er geht zurück in die Klasse.

März bis Mitte Mai 2020

Ich denke oft an Nenad und seine Worte. Wir arbeiten von zuhause aus, versuchen die Schüler*innen so gut wie möglich zu erreichen. Kein Mensch hat damit gerechnet. Viele unserer Schüler*innen haben keine Laptops.  Wir alle haben wenig Ahnung, wie Distance Learning funktionieren soll. Wir sind nicht digitalisiert, lernen mit den Schüler*innen gleichzeitig.  Draußen scheint die Welt still zu stehen.  Aber es gibt Lichtblicke. 30 Laptops werden gespendet, 60 werden von der Gemeinde Wien zur Verfügung gestellt, dazu Handy- und Internetguthaben.  Und der Lockdown zeigt Wirkung, die Zahlen gehen nach unten. Wir dürfen wieder in die Schule.

Mitte Mai bis Ende Juni 2020

Wir unterrichten wieder, wenn auch in kleinen Gruppen, aber wir sind wieder da. Vielen Schüler*innen ist die Freude anzusehen. Sie kommen gerne, sie wollen lernen.  Zeugnis und Noten spielen für sie nicht so eine große Rolle, und wir dürfen Milde walten lassen, sieht man von den Deutschförderklassen ab.  Da muss beinhart geprüft werden. Sieht so aus, als würde diesen Schüler*innen ihr nicht vorhandenes Sprachverständnis zum Verhängnis.  Also trocknen wir Tränen und machen Mut. Irgendwann werden sie die Sprache so weit beherrschen, dass sie sich auch wie andere Schüler*innen fühlen dürfen.

September bis Mitte November 2020

Wir spielen ganz normal Schule. Große Klassen, Tests, Schularbeiten und normaler Unterricht. Die Infektionszahlen gehen in die Höhe. Unruhe macht sich breit. Alle sind nervös. Alle dachten, Corona ist vorbei.  Ab und zu ist eine Klasse in Quarantäne, immer wieder gibt es Verdachtsfälle und die scheinbare Normalität beginnt zu zerbrechen.  Alle ahnen wir, der nächste Lockdown steht vor der Türe.

Mitte November bis Dezember 2020

Das prägendste Bild dieser Wochen? Schüler*innen, die schwere Schultaschen und Einkaufstaschen schleppen. Besser ist es immer alle Sachen zuhause zu haben.  „Scheiß Corona!“, ruft ein Schüler laut und muss prompt vor die Klassentüre. Warum? Das entzieht sich meiner Kenntnis.

Maria Lodjn, Lehrerin an einer Mittelschule in Wien

Die Elternsicht

Ich bin kein Mensch für Neujahrsvorsätze, doch kurz dachte ich Anfang Januar 2020 darüber nach, was ich an meinem Leben verbessern könnte. Das einzige was mir einfiel, war, dass ich gerne einen richtig guten Thailänder in Wien finden möchte. Eine Original Tom Yan Gung, so glaubte ich, würde mein Dasein deutlich bereichern. Das wurde mein Vorsatz. Wenig wusste ich.

Dann kam der März und der erste Lockdown. So saß ich plötzlich da, mit drei Kindern an drei verschiedenen Schulen. Mit drei Laptops und drei iPads, mit zwei Smartphones, einem Laserdrucker, zwei WLAN Netzwerken ohne Datenlimit, die dennoch an ihre Grenzen stießen, und einem Mann, der seine Zeit statt mir bei den Kindern zu helfen, lieber mit seiner 25 jährigen Geliebten und Angestellten auf irgendeinem Hof verbrachte, während ich mir mit der Machete einen Weg durch den Arbeitsplandschungel der Kinder schlug. Dass auch ich Vollzeit arbeite und dies parallel zu meinem Mutteralltag, brauche ich nicht extra zu erwähnen, das ist ja „das neue Normal“.

Kürzlich sagte der Diakon eines kleinen Ortes auf die Aussage eines gestressten Elternteils, dass er für so etwas wirklich keine Zeit habe: „Nun ja, Zeit – haben wir alle gleich viel…!

Und das stimmt. Ich stehe also um 5:00 Uhr auf, beantworte die nächtlichen Anfragen meines Brotjobs, mache mich ab 5:30 Uhr mit meiner 8jährigen Tochter an ihren Arbeitsplan, erst analog, dann auch über Padlet, nähe mit drei Kindern MNS Masken mit Kaffeefiltern, bastle Fledermäuse, lerne, wie die österreichischen Gebirge auf Englisch heißen, da mein Sohn sich ein fancy-bilinguales Gymnasium ausgesucht hat, befasse mich mit Genetik und creative Common Lizenzen, da Sohn Nummer zwei eher naturwissenschaftlich orientiert ist und wir parallel ein Referat zu Ionenverbindungen schreiben müssen. Dann analysieren wir die Welle, fassen Borchert zusammen und schreiben Dialoge auf Spanisch. Ich lerne MS Teams, One Note, Webuntis, Moodle, alles so nebenbei. Abends um 22:35 Uhr beantworte ich die letzte Frage aus meinem Arbeitsumfeld.

Der Sommer brachte eine kurze Verschnaufpause. Ich fuhr in mein Heimatland und tankte neue Energie und dringend benötige Vertrautheit. Ja, auch ich gehörte zu den hochansteckenden Reiserückkehrern. Ich konnte nicht anders.

Zusammengefasst? Es war ein lehrreiches Jahr. Neben allen neuen technischen Kompetenzen, Plattformen, Softwaresystemen und Improvisationskünsten lernte ich vor allem, dass wir uns durch die Corona-Krise wieder im Jahr 1950 befinden, dass die unsichtbaren Dienstleistungen von Frauen tatsächlich ungesehen bleiben. Dass die Welt vermutlich zusammenbrechen würde, wenn es diese im Hintergrund nicht gäbe. Aber ich lernte auch, dass scheinbar aussichtslose Situationen einen Ausweg haben, dass auch der dunkelste Lockdown sein Ende findet und es schlussendlich nach dem Lockdown eigentlich auch doch nur wieder vor dem Lockdown ist.

Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Steiermark.

Lesezeit: 3 Minuten

Kinder unter 10 Jahren gelten als nicht besonders ansteckend. Ich bin älter als 10 Jahre und meine Kolleg*innen ebenfalls.

In einer Halbtagsschule ist es bestimmt möglich, dass nur mehr eine Lehrperson in der Klasse ist, in einer GTVS geht sich das nicht aus. Es ist also unumgänglich, dass Lehrpersonen und Freizeitpädagog*innen in verschiedenen Klassen sind.

Kinder unter 10 Jahren gelten auch nicht als K1-Person. Mulmig ist mir dann aber doch, wenn ich weiß, dass Eltern von Schüler*innen auf COVID-19 positiv getestet wurden. Die uns versprochenen FFP2-Masken kamen erst diese Woche, natürlich nur 1 Stück pro Person. Als sonstige Maßnahmen bleiben nur Lüften und Hände waschen mit kaltem Wasser.

Ich persönlich kann dem Online-Unterricht durchaus etwas abgewinnen, schon allein, weil man per Knopfdruck alle Kinder auf „stumm“ schalten kann. In der Klasse würde ich mir diese Funktion manchmal auch wünschen. Fast alle Kinder kommen zu meiner täglichen Online-Stunde. Ein Ritual, das den Kindern schon aus dem ersten Lockdown bekannt ist. Viele meiner Kinder können mittlerweile schon selbstständig herausfinden, welche Aufgaben für den jeweiligen Tag zu erledigen sind, und wissen, wie man mir via Chat Fragen stellen kann. Das klappt jetzt deswegen so gut, weil im März bereits eine Kollegin wissen wollte, ob und wie wir MS Teams verwenden können. Erst Wochen später wurde das Programm allen Wiener Schulen zur Verfügung gestellt und eingerichtet. Wir hätten uns viel Arbeit und Mühe erspart, wenn uns das vorher jemand mitgeteilt hätte. Von „Oben“ hieß es aber nur, es würde etwas kommen, man wisse nur noch nicht was und dürfe darüber keine Auskunft geben.

Nun gut, wie bringt man aber nun eine ganze Schule dazu dieses Programm dann auch zu nutzen? Mit einem Computerraum in der Schule wäre es ja relativ einfach, allen Kindern zu zeigen, wie man sich anmeldet und MS Teams verwendet. Nur den haben Volksschulen nicht!

Wir haben jeweils 2 PCs in den Klassen und nur einen funktionierenden Beamer für die ganze Schule.  Dazu kommen Lehrer*innen, die zu Hause weder PC noch Laptop besitzen, weil sie das bis jetzt ja nie gebraucht haben. Diese Kolleg*innen haben zuvor auch noch nie an einem Online-Meeting teilgenommen und können sich daher nur schwer vorstellen, wie man so unterrichten soll. Einen Dienstlaptop zu haben wäre natürlich hilfreich. Doch den gibt es nicht. Der Kopierer lief daher vor dem Lockdown heiß, weil alle ganz viele Übungsmappen erstellen mussten. In der Aula wurden wieder Kästen aufgestellt, damit die Eltern Arbeitsunterlagen holen und bringen können. Denn viele Haushalte verfügen über keinen Drucker. Um vernünftig am Online-Unterricht teilzunehmen, braucht es viel. Es braucht einen PC oder Laptop mit Kamera und Mikrofon, ein Smartphone – es muss aber das richtige sein, weil MS Teams weder auf einem alten iPhone noch auf Huawei funktioniert –, schnelles Internet, einen Drucker und einen Scanner – diesen braucht man z.B. um Aufsätze verschicken zu können, Kinder unter 10 schreiben üblicherweise noch viel mit der Hand – und einen ruhigen Arbeitsplatz. Im Idealfall braucht es auch noch Personen, die einem helfen können, wenn man nicht weiterweiß oder bei den jüngeren Kindern schauen, was zu tun ist und bei der Technik helfen. Das alles verdeutlicht erneut, dass im Lockdown wiederum privilegierte Haushalte weniger Nachteile haben als andere, die mit erhöhten Hürden zu kämpfen haben.

Eltern, die über diese genannten Ressourcen bzw. Möglichkeiten nicht verfügen, wurde hingegen geraten ihr Kind/ihre Kinder zur Betreuung in die Schule zu schicken, wodurch sie sich wiederum einem erhöhten Ansteckungsrisiko aussetzen.

Meine Schule hat Glück. Sie hat eine hilfreiche und engagierte IT-Kustodin und viele lernwillige Kolleg*innen, die sich sehr viel Mühe geben, dass der Unterricht bestmöglich weitergeht und alle Kinder erreicht werden. Was wir ohne sie gemacht hätten, weiß wohl niemand und ich möchte mir nur ungern vorstellen, wie das eigentlich an anderen Volksschulen läuft.

Die Autorin ist Lehrerin an einer Volksschule in Wien.

Lesezeit: 8 Minuten

In den folgenden Beiträgen teilen Schüler*innen aus der 2AS der BHAK Wien 10 ihre Erfahrungen und Eindrücke zum Distance-Learning, den Unterschieden zum ersten Lockdown und ihre Wünsche an die Regierung.

Eins

Für uns war der zweite Lockdown irgendwie zu erwarten. Hier möchten wir euch einen Einblick in unsere derzeitige Situation geben.

Anders als im ersten Lockdown ist es diesmal viel stressiger und belastender. Es ist anstrengend, jeden Tag von 08:00 – 15:50 Uhr vor dem Laptop zu sitzen und Videokonferenzen zu führen. Nach den Videokonferenzen sitzt man öfters noch mehrere Stunden an den Aufgaben, die wir innerhalb eines Zeitfensters erledigen müssen. Meistens sind es so viele, dass man bis zum Abend dasitzt und sich nicht auskennt. Viele Schüler*innen haben auch Geschwister, was das Ganze noch viel aufwändiger macht, weil es dann schwerer ist, sich zu konzentrieren. Wegen all dem Stress haben wir auch keine Freizeit mehr und keine Zeit für unsere Familie. Unserer Meinung nach war der erste Lockdown viel angenehmer.

Derzeit ist es schwerer geworden, mit dem Stoff voran zu kommen, weil die meisten es nicht so gut über die Videokonferenzen verstehen und schwerer mitkommen. Man kennt sich jetzt zwar besser mit Teams aus, jedoch verlieren manche über all die zu erledigenden Aufgaben die Übersicht.

Die Stimmung in der Klasse ist sehr gereizt und die meisten wirken auf uns nervös und unmotiviert. Viele haben keinen Plan, was gerade Stoff ist, und sind gestresst. Unsere Mitschüler*innen wirken auf uns müde und verloren.

Wenn es zu einem dritten Lockdown kommen würde, würden wir es besser finden, wenn es weniger Videokonferenzen gäbe. Außerdem sollten es nicht so schwierige Aufgaben sein und die Lehrer*innen sollten mehr Verständnis haben. Wir würden uns über mehr Freizeit freuen. Auch wenn wir Wochenende haben, müssen wir uns darüber Sorgen machen, dass wir bis Montag 5 Aufgaben zu erledigen haben. Deswegen können wir uns nicht wirklich ausruhen. Wir hoffen aber, dass es nicht zu einem dritten Lockdown kommt.

Haris, Ayten, Rumeysa und Laura

Zwei

Der zweite Lockdown kam für uns wenig überraschend. Was nun in der Schule anders läuft, möchten wir in dem Text kurz erklären.

Einerseits hatten wir im ersten Lockdown viel Stress, weil für uns die neue Situation fremd war und wir nicht wussten, was auf uns zukommen wird. Anderseits hatten wir mehr Freizeit, weil der Schulunterricht nicht nach Stundenplan abgehalten wurde. Der Lockdown I war für viele Familien eine sehr große Herausforderung, weil alle Familienmitglieder plötzlich zu Hause bleiben mussten. Da wir im Lockdown I nicht so viel zu tun hatten, waren wir schneller fertig und konnten den restlichen Tag frei gestalten. Der Unterschied zu Lockdown I ist, dass wir jetzt keine Zeit mehr für die Familie haben, weil wir den ganzen Tag vor dem Laptop sitzen müssen. Diesmal ist es nicht möglich, gemeinsam mit der Familie zu essen.

Zu Beginn des ersten Lockdowns fiel es schwerer, sich zu organisieren. Doch mit der Zeit wurde es besser. Diesmal kennt sich jede*r besser mit Teams aus, weil man ständig mit der App arbeiten musste. Nun läuft der Unterricht nach Stundeplan ab, was stressiger ist. Da wir Schüler*innen auch noch Aufgaben nach den Stunden bekommen, die wir erfüllen müssen, sitzen wir länger vor dem Laptop als im Präsenzunterricht. Die Meinung der Schüler*innen mit jüngeren Geschwistern ist, dass es im zweiten Lockdown leichter geworden ist, weil die Kindergärten und die Betreuungen offen haben. Dadurch fällt das Aufpassen auf jüngere Geschwister oftmals weg.

Die Motivation der Mitschüler*innen ist unserer Meinung nach gesunken, weil es nun stressiger und aufwändiger geworden ist, weil jetzt jeder*jede Schüler*in vor acht Uhr aufstehen muss, um für den Unterricht vorbereitet zu sein. In dieser Phase werden auch Tests im Online-Unterricht geschrieben. Lehrer*innen vermitteln hier die identen Inhalte, die sie auch im Präsenzunterricht vermitteln würden.

Wir wünschen uns alle von der Regierung, dass wir unsere Arbeitsaufträge während der Videokonferenz im Unterricht erledigen können, um nicht länger vor dem Laptop zu sitzen. Wir denken auch, dass es besser ist, weniger Online-Konferenzen abzuhalten. Die Regierung sollte auch mitteilen, ob es zu einem dritten Lockdown kommen wird, damit wir uns früher vorbereiten können.

Amina, Danyel, Nancy und Selen

Drei

In diesem Bericht schreiben wir darüber, wie es uns im ersten und im zweiten Lockdown ergangen ist. An unserem Alltag hat sich nicht vieles geändert. Wir gehen selten raus und passen auf, dass wir die Maßnahmen einhalten. Der erste Lockdown war viel schlimmer, weil es strengere Regeln gab. Im Gegensatz zum ersten Lockdown gibt es zwar auch Regeln, aber die Menschen halten sich nicht daran. Wir hatten beim ersten Lockdown viel mehr Stress als im zweiten. Wir wussten nicht, in welcher Lage wir uns befinden. Es war schwer raus zu gehen und unsere Freunde zu treffen. Wegen des Lockdowns sind wir viel mehr zu Hause und haben mehr Kontakt zu den Eltern und Geschwistern.

Im ersten Lockdown kamen wir nicht gut im Unterricht mit, weil uns vieles unklar war. Außerdem war es das erste Mal, dass wir unseren Unterricht von zuhause aus mitverfolgten. Im zweiten Lockdown fällt es uns schon leichter, weil wir schon Erfahrungen sammeln konnten und auch lernten, wie alles in Microsoft Teams geht. Im zweiten Lockdown ist es ebenso strenger als im ersten. Das heißt, wenn wir mal nicht auftauchen, wird die Mitarbeit natürlich schlechter. Der Lockdown I war zum Teil besser, aber auch schlechter. Man konnte sich damals genau einteilen, wann und wie man seine Aufgaben verrichten will, dafür gab es keinen Präsenzunterricht. Im Lockdown II ist es umgekehrt, man hat in fast jedem Fach Präsenzunterricht und kann sich nicht immer alle Aufgaben selbst einteilen.

Unserer Meinung nach ist die Motivation der Lehrer*innen diesmal viel höher. Die Lehrer*innen kennen sich viel besser aus und haben Spaß daran, uns gut online zu unterrichten. Unsere Motivation hat sich seit dem ersten Lockdown positiv verändert. Wir haben gemerkt, dass es ernst wird und dass das Homeschooling unsere Noten beeinflusst. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, stärker mitzuarbeiten, weil wir nicht wollen, dass unsere Noten schlechter werden.

Unsere Wünsche für einen zukünftigen Lockdown sind, dass bei einigen Fächern weniger Aufgaben kommen sollten, weil es manchmal zu viel wird. Die Regierung sollte schlau entscheiden und uns so früh wie möglich mitteilen, ob es einen dritten Lockdown geben wird. Es müssten sich auch die Unterrichtszeiten ändern, weil sie viel zu lange sind und unsere Augen dadurch geschädigt werden, dass wir dauerhaft vor unseren Computer sitzen müssen. Man könnte auch versuchen, eine Art „hybriden Unterricht“ einzuführen. Das würde heißen, dass es z.B. drei Tage Unterricht online gibt und die anderen zwei in der Schule.

Cäcilia, Antonio, Ermal und Zehra

Vier

Der Lockdown I unterscheidet sich nicht sonderlich vom zweiten Lockdown, vor allem was die Schule betrifft, weil die Regelungen aus unserer Sicht gleichgeblieben sind. Unsere Eindrücke haben wir in diesem Bericht diskutiert. 

Im Lockdown fällt es uns leichter aufzustehen, weil wir länger schlafen können. Außerdem können wir uns den Arbeitsplatz aussuchen. Beim Distance-Learning fühlt sich der Tag ab 16:00 Uhr nicht mehr so kurz an. Außerdem ist der Kontakt mit der Familie sehr begrenzt. Das liegt daran, dass wir den ganzen Tag im Zimmer verbringen und diesen Ort so gut wie nie verlassen.

Hier haben wir die Vor- und Nachteile aufgelistet, die sich aus unserer Sicht während der Home-Learning-Phase ergeben haben: 

Vorteile sind, dass wir weniger Hausübungen bekommen, dass wir uns den Weg zur Schule sparen und dass wir dem Unterricht gemütlich aus unserem eigenen Zimmer folgen können.

Nachteile sind, dass wir den ganzen Tag vor unseren Bildschirm sitzen müssen und wir ständig unter Kopfschmerzen, Augenschmerzen oder Nackenschmerzen leiden. Außerdem verlieren wir leichter die Übersicht über die Aufgaben. 

In den ersten Stunden sind die Schüler*innen meistens noch sehr verschlafen und unkonzentriert – das ist aber auch in der Schule der Fall. Viele Schüler*innen sind sich einig, dass man neue Skills erlernt hat und sich gut mit neuen Apps auskennt.  Den Lehrer*innen scheint es im zweiten Lockdown etwas besser zu gehen.

Viele Schüler*innen wünschen sich, dass die etwas unnötigeren Stunden beim Home-Learning weggelassen werden sollten und die Schule generell später beginnen sollte. Außerdem sollte die Regierung die ganze COVID-19 Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen, weil doch am Ende des Tages Menschenleben gefährdet werden, wenn die Maßnahmen so locker bleiben.

Sara C., Hanin, Murat und Aldin

Fünf

Der erste Lockdown begann am 16. März 2020. Die meisten Menschen stiegen auf Home-Office um und es wurden strenge Maßnahmen gesetzt. Am 2. November begann der zweite Lockdown mit ähnlichen Maßnahmen. 

Der erste Lockdown kam für jeden sehr überraschend und wir wussten nicht, was alles auf uns zukommen wird. Wir hatten Panik und wussten nicht, wie wir zu agieren haben. Es gab eine Ausgangssperre. Menschen durften ihren Haushalt nur aus bestimmten Gründen verlassen. Die Bevölkerung war mit der Lage überfordert und man wusste nicht, wie es weiter gehen würde. Die Schulen wurden geschlossen und Home-Schooling wurde eingeführt. Im ersten Lockdown gab es keine Besprechungen bzw. keinen Live-Unterricht, außer die Lehrkraft bestand darauf. Es wurden viele Arbeitsaufträge ausgegeben, die wir individuell zu erfüllen hatten. Im November kam es zu einem zweiten Lockdown. Im zweiten Lockdown wusste die Bevölkerung bereits, was auf sie zukommen wird. Man hatte bereits Erfahrungen gesammelt und konnte sich gut organisieren.

Die Vorteile des zweiten Lockdowns sind, dass wir uns jetzt besser auskennen. Wir waren auf den zweiten Lockdown vorbereitet und wussten, was auf uns zukommen wird. Im zweiten Lockdown findet der Unterricht laut Stundenplan statt und wir bekommen trotz der Online-Besprechungen viele Aufträge, die wir erfüllen müssen. Nach dem Schultag sitzen wir noch lange an unseren Aufgaben und sind dann sehr erschöpft, weil wir uns kaum ausruhen können.

Ein Unterschied zum ersten Lockdown ist, dass wir keine Motivation mehr haben, weil wir kaum Freizeitaktivitäten ausüben können.

Die Maßnahmen werden ab dem 7. Dezember gelockert. Die Home-Learning-Phase bleibt für die Oberstufe aufrecht. Laut unserem Direktor werden wir nur zwei Schularbeiten in diesem Semester schreiben. Das stellt eine Erleichterung dar.

Unsere Vorschläge für einen dritten Lockdown wären, dass der Unterricht nicht laut Stundenplan stattfinden sollte, damit wir nicht den ganzen Tag vor dem Computer sitzen. Falls es nicht geht, möchten wir nicht so viele Arbeitsaufträge/Hausübungen bekommen.

Berdan, Fatma, Sara S. und Tamara

Sechs

Jetzt haben wir schon den zweiten Lockdown und es lassen sich viele Unterschiede zeigen.

Den ersten Lockdown haben wir als viel schlimmer in Erinnerung. Erstens dauerte er länger und für alle war die Situation neu und ungewiss. Alle Schüler*innen haben sich mit der Online-Phase sehr schwergetan, weil die Erfahrung mit Teams noch nicht vorhanden war. Doch im jetzigen Lockdown sind alle gut darauf vorbereitet, können besser mitmachen und nehmen die Home-Learning-Phase sowie die Maßnahmen ernster.

Die schulischen Veränderungen sind, dass der Online-Unterricht nach Stundenplan abläuft und dass meistens eine Video-Konferenz stattfindet. Das war im ersten Lockdown nicht der Fall. Ein Vorteil davon ist, dass wir jetzt nicht so viele Arbeitsaufträge bekommen und dadurch nach dem Online-Unterricht Zeit haben, mit unserer Familie zu Hause etwas zu unternehmen.

Das große Problem im März-Lockdown war die fehlende Motivation der Schüler*innen. Das lag vor allem daran, dass keine Fehlstunden gezählt wurden. Außerdem rückte das Schulende näher und viele freuten sich, endlich wieder einen „normalen“ Alltag zu haben.

Außerdem waren die Lehrer*innen im März wegen der vielen zu erstellenden Aufgaben genauso überfordert wie wir. Auch sie waren häufig unwissend im Umgang mit Teams. Diese Unwissenheit teilten wir.

Im Gegensatz dazu ist diesmal die Motivation höher, weil sich alle besser mit den Online-Tools auskennen und sie wissen, wie sie in schweren Zeiten zu handeln haben. Diesmal können wir mit dem Lockdown-Stress und Druck besser umgehen.

Im Falle eines 3. Lockdowns wünschen wir uns, dass im Online-Unterricht mehr selbstständiges Arbeiten erlaubt ist und die Konferenzen wegfallen.

Aylin, Melisa, Kimberley und Michelle

Sieben

Der erste Lockdown begann am 16. März 2020. Er kam unerwartet. Wir wussten nicht wirklich, wie es weiter gehen wird. Wegen einer Ausgangssperre durften Menschen nur aus bestimmten Gründen den Haushalt verlassen. Es gab sehr viele Veränderungen in der Familie, aber auch in den Schulen. Das soziale Leben veränderte sich sehr stark, weil man nicht mehr so viele Freiheiten hatte.

Im ersten Lockdown war man nicht an den Online-Unterricht gewöhnt. Er kam plötzlich und für alle überraschend. Wir mussten alle Bücher nach Hause mitnehmen und uns auf vielen Online-Plattformen registrieren. Wir sollten über Internet verfügen, um am Online-Unterricht teilnehmen zu können. Einen Laptop oder Computer sollten wir auch zur Verfügung haben, um dem Unterricht zu folgen und die Arbeitsaufträge zu erledigen…

Beim zweiten Lockdown waren wir besser vorbereitet.

Im zweiten Lockdown hat sich der Tagesplan nicht stark verändert. Wir müssen laut Stundenplan anwesend sein und haben diesmal daher weniger Arbeitsaufträge. Da wir schon in der Früh wach sein müssen, können wir unsere Arbeitsaufträge früher erledigen und haben dadurch mehr Zeit für unser familiäres Leben.

Ein weiterer Vorteil ist, dass wir uns zuhause nicht so schnell ablenken lassen, wie in der Schule. Ein Nachteil ist aber, dass wir den ganzen Tag vor dem Laptop sitzen müssen.

Im zweiten Lockdown sind wir viel selbstsicherer und selbstbewusster. Wir wissen, wie man in Teams arbeitet. Auch die Stimmung war im ersten Lockdown angespannter. Die Motivation der Lehrer*innen ist jetzt viel besser. Wir denken, dass es daran liegt, dass sie viel organisierter sind. Die Motivation der Schüler*innen ist gleichgeblieben und genauso die Atmosphäre in der Klasse.

Wir sind der Meinung, dass es besser wäre, wenn man weniger Online-Konferenzen hat und man die Aufgaben in den Stunden erledigen kann, damit wir nicht so viele Stunden vor dem Computer sitzen müssen.

Im Falle eines dritten Lockdowns sollte die Regierung alles früher mitteilen, sodass sich die Schüler*innen, aber auch die Lehrer*innen besser darauf vorbereiten können. In den ersten zwei Stunden sind die Schüler*innen noch sehr verschlafen und können sich somit nicht so gut konzentrieren. Unserer Ansicht nach sollte daher der Unterricht erst um 10 Uhr beginnen.

Leonora, Din, Gabriel und Hatidza